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Zerfetzte Flaggen: Leutnant Richard Bolitho in der Karibik - Kent Alexander - Страница 78


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Bolitho schrie:»Kommt, Jungs, eine letzte Anstrengung!»

Dann rannte er hurrarufend und sinnlose Worte brullend mit den anderen nach achtern. Sein Arm war schwer wie Blei, als er jetzt hackte, schlug und parierte, schnitt und niederstie?, was ihm in den Weg kam.

Ein paar Schusse schlugen noch im Deck ein, und ohne Warnung rutschte ein Mann ein Stag herab und zog eine Pistole aus dem Gurtel. Sein Gesicht war erstarrt vor Konzentration, als er auf die heransturmenden Gestalten zielte.

Er mu?te langst wissen, da? nichts mehr zu retten war, aber ein letzter Funke von Wut oder Stolz lie? ihn ausharren.

Couzens fand sich plotzlich Auge in Auge mit diesem Mann. Bo-litho sah, was sich abspielte, war aber mehrere Schritte entfernt, und Stockdale noch weiter weg.

Bolitho schrie, so laut er konnte:»Wenn du schie?t, bringe ich dich um!»

Des Gegners Blick irrte keinen Zoll breit ab, und Bolitho wu?te, da? er feuern wurde; er sah sogar den Abzugshahn sich bewegen, als der Besessene den Finger krummte.

Plotzlich flog eine Gestalt wie ein Pfeil uber den Haufen von Tauwerk und Segeln und warf sich zwischen die Pistole und den wie gelahmt dastehenden Couzens, genau im Augenblick des Schusses.

Bolitho rannte weiter und fing Quinn, denn dieser war es, noch im Fallen auf. Er sah nicht mehr, wie Stockdales gewaltiges Entermesser zuschlug, aber er horte das erstickte Grunzen, als der Mann starb.

Bolitho hielt Quinn in seinen Armen und lie? ihn langsam an Deck gleiten. Er sah, da? nichts mehr zu retten war. Die Kugel hatte Quinns Magen durchschlagen, alles schwamm in Blut.

Quinn keuchte:»Tut mir — leid… Sie zu — verlassen, Sir!»

Bolitho hielt ihn fest, er wu?te, da? Stockdale ihm den Rucken deckte und da? Couzens auf der anderen Seite von Quinn hemmungslos schluchzend auf dem Deck kniete.

«Dick«, sagteer,»nicht „Sir"!»

Er fuhlte sich selbst den Tranen nahe. Was alles noch schlimmer machte, waren die Hurrarufe. Achtern — in einer anderen Welt — holten seine jubelnden Seeleute und die befreiten Gefangenen die Flagge herunter, beobachtet vom Kapitan der Revenge, der im letzten Ansturm noch schwer verwundet worden war.

Bolitho sagte zu Quinn:»Wir haben gesiegt, James. Es ist gp-schafft!»

Quinn lachelte, sein Blick richtete sich nach oben auf die zerrissene Takelage und die zerfetzte Flagge.»Du hast gesiegt!»

Es fiel ihm schwer zu sprechen, seine Haut sah aus wie feuchtes Wachs. Er knopfte Quinns Hemd auf und sah die ungeheure, grauenhafte Narbe von dessen erster Verwundung.

Mit seiner freien Hand loste er Quinns Gurtel und sagte sanft:»Und du solltest als Passagier mitfahren. Aber ohne dich ware der junge Couzens jetzt tot. Ich werde dafur sorgen, da? sie in England von deiner Tapferkeit horen!»

Quinns Augen wandten sich Bolitho zu.»Ich habe keine Angst mehr — «, er hustete, etwas Blut flo? uber sein Kinn — ,»Dick.»

Bolitho wollte noch etwas sagen, aber im selben Augenblick sah er das Licht in Quinns Augen verloschen wie eine Kerze, die ausgeblasen wird.

Sehr vorsichtig lie? er den leblosen Korper auf das Deck gleiten und stand auf.

Stockdale beruhrte ihn am Ellbogen.»Sir, die Leute blicken Sie an.»

Bolitho nickte, seine Augen waren beinahe blind vor Anstrengung und innerer Bewegung.»Danke, Stockdale. Ja.»

Er trat den abgekampften, aber strahlenden Seeleuten gegenuber. Der Sieg war wirklich sehr knapp gewesen, aber diese Manner hatten ihr Allerletztes gegeben. Sie verdienten jetzt auch seine letzte, au?erste Anstrengung, ohne Rucksicht darauf, was er im Augenblick empfand.

Ruhig sagte er zu ihnen:»Das habt ihr gut gemacht! Eine so kleine Besatzung, aber die beste von allen!»

Drei Tage danach liefen die beiden Prisen unter den Blicken des gesamten Geschwaders in English Harbour ein.

Es waren drei harte Tage gewesen: Sie mu?ten den Schaden gerade so weit ausbessern, da? sie bis Antigua kommen konnten, die befreiten Gefangenen registrieren und zwischen den beiden Schiffen aufteilen.

Es hatte ein stolzer Augenblick fur Bolitho sein sollen, aber die Trauer uber Quinns Tod uberwog noch alles andere in seinem Inneren, als der Ausgucksmann» Land in Sicht «meldete.

Er selbst hatte das Kommando auf der Revenge ubernommen, und eine der ersten Tatigkeiten, der er nach dem Riggen eines Behelfsmastes und der Bestattung der Toten befohlen hatte, war die Entfernung des neuen Namens.

Als das Land allmahlich aus dem Dunst wuchs und die beiden Briggs Kurs auf die Einfahrt nahmen, kam ihnen eine dort patrouillierende Fregatte entgegen.

Couzens fragte:»Was soll ich melden, Sir?»

Stockdale blickte Bolitho an und glaubte, verstanden zu haben.

Er sagte:»Ich mache das, Mr. Couzens.»

Dann rief er durch das Sprachrohr, so da? alle es horen konnten:

«Seiner Majestat Brigg Mieschief meldet sich zur Flotte zuruck!«Und nun kam ein ganz besonderer Augenblick fur ihn, als er stolz hinzufugte: «Kommandant ist Leutnant Richard Bolitho!»

Ende
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