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Die Entscheidung: Kapitan Bolitho in der Falle - Kent Alexander - Страница 34


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Bolitho zwang sich, sich zu setzen. Es war merkwurdig, da? ihn Odells Informationen so sehr erregten. Seit Monaten, schon seit Jahren, hatten sie die gro?e Konfrontation zur See erwartet. Es hatte zwar viele Scharmutzel und heftige Gefechte von Schiff zu Schiff gegeben. Aber sie alle hatten gewu?t, da? fruher oder spater die Entscheidungsschlacht kommen mu?te. Wer die Gewasser um Amerika beherrschte, der bestimmte auch das Schicksal derer, die innerhalb seiner Grenzen kampften.

Er sagte:»Eines ist sicher: Hier sind wir zu nichts nutze.»

Farr fragte:»Meinen Sie, da? auch wir zur Flotte sto?en sollten?»

«So ahnlich.»

Er versuchte, seine Gedanken zu ordnen, Odells knappe Fakten in Relation zu bringen. De Grasse konnte uberall sein, aber es war lacherlich anzunehmen, da? er nach Frankreich zuruckgesegelt sei, ohne seinen Auftrag zu erfullen. Ohne ihn konnten die Briten jedes Schiff und jeden Mann in den Kampf um Amerika werfen, und de Grasse war schlau genug, seinen eigenen Wert zu kennen.

Bolitho ging zum Tisch hinuber und nahm eine Seekarte aus dem Fach. Es waren fast siebenhundert Meilen bis nach Cape Henry am Eingang zur Chesapeake Bay. Wenn der Wind gunstig blieb, konnten sie in funf Tagen Land sichten. Falls die Schiffe Admiral Hoods dort lagen, konnte er weitere Befehle anfordern. Korvetten wurden ihm au?erst nutzlich sein, um naher an Land zu suchen oder in der Schlacht Signale zu ubermitteln.

Deshalb sagte er langsam.»Ich habe vor, nach Norden zu fahren, zum Chesapeake.»

Farr rief aufspringend:»Gut! Ich komme mit.»

Odell fragte:»Nehmen Sie die volle Verantwortung auf sich. Sir?«Seine Augen waren undurchsichtig.

«Ja. Ich wurde es begru?en, wenn Sie hierbleiben, fur den Fall, da? andere Schiffe vorbeikommen. Wenn ja, konnen Sie uns in aller Eile folgen.»

«Sehr wohl, Sir. «Odell fugte ruhig hinzu:»Das hatte ich aber gerne schriftlich.»

«Sie unverschamter Schweinehund!«Farr schlug mit der Faust auf den Tisch.»Nennt man das Vertrauen?»

Odell zuckte die Schultern.»Ich vertraue Kapitan Bolitho, ganz ohne Zweifel, Sir. «Er lachelte kurz.»Wenn aber Sie beide getotet werden, wer soll dann aussagen, da? ich nur meinen Befehlen gehorcht habe?»

Bolitho nickte.»Das ist richtig, Ich werde es sofort erledigen. «Er sah, wie sich die beiden Manner mit offener Feindseligkeit musterten.»Ruhig Blut. Recht oder unrecht, es wird uns guttun, wieder in Bewegung zu kommen. Wir wollen nicht mit Unfrieden beginnen, eh?»

Odell zeigte grinsend die Zahne.»Ich wollte nicht beleidigend sein, Sir.»

Farr schluckte hart.»In diesem Fall.»

Auch er grinste uber beide Ohren.»Aber bei Gott, Odell, Sie haben mich bis aufs Blut gereizt!»

«Trinken wir ein Glas zusammen.»

Bolitho ware gern an Deck gegangen, um die Neuigkeiten mit Tyrell und den anderen zu besprechen. Aber er wu?te, da? dieser Augenblick ebenfalls au?erst wichtig war: Ein paar Sekunden, an die jeder sich erinnern konnte, wenn das Schiff des anderen nur noch eine Silhouette war.

Er erhob sein Glas.»Worauf wollen wir trinken, Freunde?»

Farr begegnete seinem Blick und lachelte. Er wenigstens verstand ihn.»Auf uns, Dick. Mir ware das am liebsten.»

Bolitho stellte sein leeres Glas auf den Tisch. Ein einfacher Toast. Aber Konig, Sache, sogar Vaterland waren zu entfernt, die Zukunft zu unsicher. Sie hatten nur einander und ihre drei kleinen Schiffe zum Uberleben.

Die Beine gegen das unangenehme Schlingern der Sparrow fest aufgestemmt, hielt Bolitho ein Fernrohr uber die Wanten und wartete, bis sich die Kustenlinie in der Linse zeigte. Es war kurz vor Sonnenuntergang, und als sich der dumpfe, gelbrote Schimmer langsam hinter der nachsten Landzunge verzog, konzentrierte er sich auf das, was er sah, und nicht auf das, was er von der Karte her erwartet hatte. Um ihn herum waren noch andere Fernrohre ausgerichtet, er horte Tyrells schweres Atmen an seiner Seite, horte den Griffel auf Buckles Schiefertafel quietschen.

Ein paar Meilen vor Cape Henry, dem sudlichsten Landvorsprung an der Einfahrt zur Chesapeake Bay, hatte der Wind scharf umgeschlagen und spater noch weiter gedreht. Dies hatte ihre vorher so rasche Fahrt um einen vollen Tag verlangert. Als sie sich endlich von der Leekuste freigesegelt, sich freien Raum erkampft hatten, sah Bolitho die Bucht mit einem gewissen Arger querab verschwinden. Und nun, nach ihrer langen Kreuzfahrt zuruck zur Einfahrt der Bucht, wurde er vor eine neue Entscheidung gestellt: entweder bis zur Dammerung vor der Kuste liegenzubleiben oder das Risiko auf sich zu nehmen und in sicherlich totaler Finsternis zwischen Cape Henry und der nordlichen Landzunge durchzusto?en.

Tyrell lie? sein Glas sinken.»Ich kenne die Einfahrt gut. Eine ausgedehnte Untiefe reicht weit in die Bucht hinein. Mit Vorsicht kommt man an beiden Seiten vorbei, da uns der Wind jedoch auf den Fersen ist, wurde ich das sudliche Fahrwasser vorschlagen. Wenn Sie leewarts der Untiefe bleiben, konnen Sie mit ungefahr drei Meilen Abstand an Cape Henry vorbeilaufen. «Er rieb sich das Kinn.»Wenn Sie sich aber verrechnen und zu weit sudlich kreuzen, werden Sie sich sehr beeilen mussen. Es gibt gefahrliche Sandbanke beim Kap.»

Bolitho richtete das Fernglas, um einige zuckende rote Blitze weit im Landesinneren zu beobachten.

Tyrell bemerkte:»Geschutzfeuer. Ziemlich weit weg.»

Bolitho nickte. Wenn Tyrell es als Belastung empfand, so nahe an seinem Heimatland zu sein, dann zeigte er es jedenfalls nicht.

Tyrell fuhr fort:»Wahrscheinlich jenseits des York River. Sieht nach schwerer Artillerie aus.»

Heyward, der in der Nahe stand, sagte:»Keine Spur von Schiffen, Sir.»

«Sie werden auch keine finden. «Tyrell beobachtete Bolitho.»Gleich hinter Cape Henry liegt die Lynnhaven Bay. In ihrem Schutz ankern manchmal bei schlechtem Wetter sogar gro?e Schiffe. Von hier aus wurden Sie nicht einmal eine Flotte dort sehen. «Er hielt inne.»Dazu mu?ten Sie schon in den alten Chesapeake einfahren.»

Bolitho gab Fowler das Glas.»Einverstanden. Wenn wir noch langer warten, konnte sich der Wind drehen. Dann waren wir wieder auf Legerwall und wurden noch mehr Zeit verlieren, um uns klarzukampfen.»

Er drehte sich um und schaute nach der Heran aus. Ihre gerefften Royalsegel gluhten im rasch abnehmenden Sonnenlicht, aber hinter ihr lag die See in tiefem Schatten.

«Zeigen Sie der Heran die Signallaterne. Kapitan Farr wei?, was zu tun ist.»

Er wandte sich an Tyrell.»Die Bucht ist auf der Karte nur sehr ungenau wiedergegeben.»

Tyrell grinste, seine Augen gluhten in dem truben Licht.»Wenn sich nicht alles geandert hat, glaube ich, da? ich uns lotsen kann.»

Fowler rief:»Signal bestatigt, Sir!»

Bolitho entschlo? sich.»Kurs zwei Strich Steuerbord. «Zu Tyrell gewandt, fugte er langsam hinzu:»Ich hasse es, in Buchten wie diese einzufahren. Ich fuhle mich auf offener See sicherer.»

Der Leutnant seufzte.»Aye. Der Chesapeake ist in vieler Hinsicht gefahrlich. Von Norden nach Suden mi?t er an die einhundertvierzig Meilen. Sie konnen ein ziemlich gro?es Schiff ohne allzuviel Muhe bis hinauf nach Baltimore segeln. Aber in der Breite sind es weniger als drei?ig Meilen, und das nur an der Stelle, wo der Potomac zuflie?t.»

Buckle rief:»Kurs Sudwest liegt an, Sir.»

«Sehr gut.»

Bolitho beobachtete, wie das am nachsten liegende Vorgebirge von Cape Charles seinen bronzenen Kamm verlor, als die Sonne endgultig hinter den Hugeln verschwand.

«Lassen Sie klar zum Gefecht machen, Mr. Tyrell. Sicherheit geht vor.»

Er uberlegte kurz, was Farr wohl empfand, der jetzt dem Schatten der Sparrow auf die dunkle Landmasse zu folgen mu?te: Zweifel, Bedauern, vielleicht sogar Mi?trauen. Man konnte es ihm kaum verdenken. Es war, als ob man in einem dunklen Keller nach Kohlen tastete.

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