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Klar Schiff zum Gefecht: Richard Bolitho - Kapitan des Konigs - Kent Alexander - Страница 36


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Bolitho wandte sich ab. Vor wenigen Minuten erst hatte er mit einem von ihnen gesprochen. Nun war er nur noch ein zerrissenes, blutiges Bundel.

«Sagen Sie dem General, er soll unter Deck bleiben und…»

Er brach ab, als mit splitterndem Krachen die Gro?bramstenge uberkippte. Das Segel peitschte wild im Gewebe zerrissenen Tauwerks. Die Rah selbst zerbrach in zwei gleiche Teile, bevor sie aufs Deck polterte. Manner rannten in panischer Verwirrung davon. Dann polterte die Lawine aus Holz und Tauen uber die Backbordreling und schleppte im wirbelnden Gischt langsseits nach. Ein Mann, es mu?te der Ausguck gewesen sein, wurde zur Gro?mastrah geschleudert. Sogar uber all dem Larm horte Bolitho seine schrillen Schreie, bevor er uberkippte und auf das Geschutzdeck aufschlug.

Wieder blitzten die Mundungsfeuer auf. Tilby sprang zwischen seine strauchelnden Leute. Er schwang seine Arme wie Dreschflegel und schob und trieb sie an, damit sie das Schiff mit den Axten vom zerfetzten Rigg befreiten.

«Wir werden Kurs andern mussen, Sir«, schrie Tyrell. Er brullte laut, um sich Gehor zu verschaffen. Mit maskenhaft verzerrten Gesichtern rannten die Manner an ihm vorbei, sie sahen nicht einmal die blutigen Leichen in den Speigatten.

Bolitho starrte ihn an.»Wieviel Wasser steht dort uber den Sandbanken?»

Tyrell glaubte, falsch verstanden zu haben.»Zu dieser Stunde? So gut wie nichts!«Er spahte mit wilden Augen zu den Segeln hinauf, als wieder eine Eisenladung heulend durch die Takelage fuhr. Ein Toppsgast hatte den Halt verloren. Zwei seiner Kameraden hielten seine Hande gepackt, wahrend seine Beine hilflos in der Luft strampelten. Schwei?, Angst oder ein sausender Splitter mochten schuld sein, da? ihn die beiden plotzlich fallen lie?en. Mit einem kurzen Schrei sturzte der Mann kopfuber scheinbar ganz langsam, bis er neben dem Schiffsrumpf in die See platschte. Bolitho sah ihn mit ausgebreiteten Armen wie ein Schatten am Achterdeck vorbeihuschen. Seine Augen waren verzerrt, so da? man das Wei?e sehen konnte. Dann schlossen sich die Wogen uber ihm.

«Ich mu? es wagen!«brullte Bolitho laut. Er merkte nicht, da? es in dem wilden Getose nur wie Gemurmel klang.»Welchen Kurs wir ausfahren, immer kann uns die Fregatte mit ihren Geschutzen bestreichen.»

Tyrell nickte heftig.»Sie haben recht. Ich werde einen Mann mit der Lotleine.»

Bolitho packte ihn am Arm.»Nein, wenn Sie das tun oder Segel reffen lassen, dann wird der verfluchte Hund merken, was wir vorhaben. «Er schuttelte ihn heftig.»Sollte ich fallen, mussen Sie versuchen, mit dem Schiff durchzukommen.»

Ein Gescho? krachte hinter ihm in die Reling. Splitter und Holzteile flogen durch die Luft, und Bolitho sah, wie Foley mit einer Hand nach seiner Schulter griff, wo die Epaulette sauber herausgetrennt worden war.

«Hei?e Arbeit heute, Kapitan!»

Bolitho starrte ihn an. Er fuhlte, da? sein Mund sich zu demselben grausigen Grinsen verspannte. Gleich seinen Gesichtszugen verhielt sich auch das Schiff wie ein unbeherrschbares Ding. Die ubriggebliebenen Segel trieben es standig auf die verborgene Gefahr der Sandbanke zu. Er baute seinen Plan ganz auf Tyrells Kenntnis und auf die Hoffnung, da? der Franzose sich der Gefahr nicht bewu?t war oder da? er in blindwutiger Verfolgung nur noch an raschen Sieg zu denken vermochte.

Bolitho brachte es fertig, trotz des ununterbrochenen Geschutzfeuers, des Krachens und Splitterns, mit dem die Geschosse ihr Ziel trafen, alle kleinen, aber wichtigen Einzelheiten auf beiden Seiten wahrzunehmen.

Ein schrecklich verwundeter Seemann, dessen Schulter zu blutigem Brei zerschmettert war, lag in den Armen eines Soldaten mit verbundenem Gesicht, der bei einem fruheren Gefecht geblendet worden war. Doch seine Hande kummerten sich nicht um das schreckliche Durcheinander. Beruhigend hielten und beschirmten sie den Seemann und tasteten nach einer Wasserflasche, um seine Schmerzen zu lindern. Und Dalkeith! Er hatte seine Perucke in eine Tasche gestopft und kniete neben einem Verwundeten. Mit seinen blutigen Fingern, die roten Klauen glichen, tastete er die Verletzung ab, wahrend seine Augen bereits auf dem nachsten und ubernachsten Opfer ruhten.

Und durch all das schritt Graves hinter den geladenen Geschutzen auf und ab. Sein Kinn hatte er gegen die Brust gepre?t. Er unterbrach seine Wanderung nur, um eine Geschutzbedienung zu uberprufen oder um uber einen Toten oder uber niedergebrochene Teile des Riggs hinwegzusteigen.

Vom Bug her erscholl ein verzweifelter Schrei:»Ich kann den Grund sehen!»

Bolitho beugte sich uber das Schanzkleid. Im blendenden Licht spruhte der Gischt am Rumpf hoch. Tauwerk und ein zerschmetterter Kutter schleppten langsseits im Wasser. Dann bemerkte er die in der Tiefe vorbeiflitzenden schattenhaften Gebilde, Algen und Felsrippen, von denen sich einige wie aufgescheuchte Ungeheuer gegen den Kiel aufzubaumen schienen.

Wenn das Schiff nun auf Grund rannte, dann wurden ihm die Masten fortgerissen werden. Knirschend und berstend wurde es in die See sinken.

Er wandte sich um und suchte den Feind. Wie nahe er schon war! Weniger als drei Kabellangen querab! Seine ganze Batterie hatte er ausgerannt, um den ungleichen Kampf mit einer vollen Breitseite zu beenden.

Mit heiserer Stimme murmelte Buckle:»Beim allmachtigen Gott, der Franzose hat einen sicheren Kanal gefunden. «Seine Stimme klang wie zerbrochen.»Die Hunde haben uns erledigt.»

Bolitho schaute Tyrell an.»Lassen Sie die Bramsegel wegnehmen. «Er konnte die Verzweiflung in der Stimme nicht mehr verbergen.

«Sie hatten keine andere Wahl, Sir..»

Er brach plotzlich ab, als Buckle und Fahnrich Heyward gleichzeitig aufschrien.

«Er ist aufgefahren!»

Bolitho sprang zwischen sie und starrte wie irr und voll Unglauben auf das feindliche Schiff.

Es hatte gerade auf den anderen Bug gehen wollen. Entweder hatte sein Kapitan die furchtbare Gefahr bemerkt, oder er wollte die Korvette jetzt mit der ersten vollen Breitseite bestreichen. In diesem Augenblick war die Fregatte mit gro?er Geschwindigkeit auf die Klippen gerannt.

Uber die See her konnten sie das berstende Krachen und das furchterliche Gerumpel horen, als der Rumpf am Grund aufschlug. Dann warf sich das Schiff zur Seite, und gleichzeitig kam in einem machtigen Vorhang aufschaumenden Gischtes sein Fockmast, verheddert mit den Gro?- und Besanstengen von oben.

Bolitho mu?te mehrmals rufen, um das Hurra- und Freudengebrull seiner Leute zum Schweigen zu bringen. Ihnen selbst drohte doch dieselbe Gefahr!

«Andern Sie den Kurs funf Strich steuerbord!»

Er wischte sich den Schwei? aus den Augen und blickte auf den Kompa?. Seine Gedanken waren vom Krachen der Spieren und Achzen der Planken wie benommen.

«Steuern Sie Sud-Sudost!»

Nur unter der zerrissenen Fock und den Marssegeln schwenkte die Sparrow trage ein, als ob auch sie ohne Vernunft und Verstand ware. Das Tauwerk achzte, Blocke klapperten, und im Bemuhen, den Befehlen zu gehorchen, kletterten die Manner wie verwirrte Tiere uber die Trummer.

Bolitho hob seine Hande an den Mund.

«Mr. Graves, Geschutze ausrennen!»

Die Pforten offneten sich knarrend, und die Kanonen wurden auf ihren Rollen ins blitzende Sonnenlicht geschoben. Auf dem neuen Kurs legte sich die Korvette etwas uber. Die Kanonen rumpelten schnell uber die Decksplanken.

«Geschutze ausgerannt!«meldete Graves und blickte zu Bolitho hinauf.

Mit zusammengekniffenen Augen hob Bolitho die Hand. Er zwang sich, das feindliche Schiff als Ziel zu betrachten und nicht als ein vor kurzem noch lebendiges Geschopf, das sich nun in Todesqualen wand.

«Geschutze richten, Mr. Graves. Volle Erhohung!»

Er peilte die entmastete Fregatte, die hinter dem Steuerbordbug der Sparrow zuruckfiel. Der aufgewuhlte Sand rings um das Wrack zeigte die Gewalt, mit der es aufgerammt war.

Seine Hand zuckte nach unten.»Feuer!»

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