Bruderkampf: Richard Bolitho, Kapitan in Ketten - Kent Alexander - Страница 46
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Stag ging und auf die Phalarope zulief.
Herrick nahm ihr Erscheinen als unerwartete, aber willkommene Abwechslung, denn die Stimmung an Bord der Fregatte hatte sich spurbar verschlechtert. Innerhalb weniger Tage hatte es sieben Auspeitschungen gegeben. Sie hatten die Mannschaft jedoch nicht in stumpfe Gefugigkeit versetzt, sondern dazu beigetragen, die Kluft zwischen Back und Achterdeck noch zu vertiefen. Im Zwi schendeck wurde kaum noch geplaudert oder gelacht. Kam ein Offizier an einer Gruppe Matrosen voruber, schwiegen die Manner verdrossen und wandten sich ab.
Fahnrich Maynard hatte gemeldet:»Die Brigg ist die Witch of Looe, Sir. Mit Order fur uns.»
Vibart baute sich gewichtig auf dem Achterdeck auf, einsam und erhaben, schweigsam, aber alles beobachtend.
Ein Boot pullte heruber, und bald kletterte ein Leutnant mit dem unvermeidlichen Leinwandumschlag an Bord. Herrick, der in der Nahe stand, spitzte die Ohren, um mitzubekommen, was vorging. Er horte Vibart nach dem Flaggschiff fragen und den Leutnant kurz antworten.
«Diese Befehle kommen vom Admiral, Sir. Ich habe nichts hinzuzufugen. »
Die Antwort war zu knapp, beinahe schon beleidigend, und Herrick nahm an, da? der junge Leutnant auf der Liste der Admiralsgunstlinge hoch genug stand, um sich solchen Ton erlauben zu konnen.
Vibart hatte dem Offizier der Brigg vom Angriff auf die Insel Mola erzahlen wollen, doch dann den Mund fest zusammengepre?t, sich umgedreht und befohlen:»Lassen Sie das Schiff wieder Fahrt aufnehmen, Mr. Herrick. Ich habe zu tun.»
So war es bis heute geblieben, uberlegte Herrick. Ein Schwanken zwischen hochtrabender Selbstgefalligkeit und Anfallen blinder Wut. Vibarts Reaktionen lie?en sich nie vorhersagen, ein doppeltes Ubel, da er beinahe allgegenwartig war. In einem fort beobachtete er, kritisierte alles und bellte Befehle, die die der anderen Offiziere ruckgangig machten.
Herrick hatte den Leutnant am Fallreep angehalten, um noch mehr zu erfahren. Der Offizier sah ihn nachdenklich an.
«St. Kitts ist gefallen. Die Flotte hat sich zuruckgezogen, um sich neu zu formieren. Ich segle jetzt nach Antigua. «Er blickte zu seinem Schiff hinuber.»Aber dem Vernehmen nach kommt Rodney aus England mit zwolf Linienschiffen zu uns. Ich hoffe zu Gott, da? er noch rechtzeitig eintrifft. «Und dann, hastig:»Wo ist Ihr Kapitan?»
«Gefallen. «Herrick brachte das Wort kaum uber die Lippen.»Auf Mola.»
«Nun, mir liegt Ihr neuer Kommandant nicht, mein Freund. «Der Leutnant hielt kurz inne.»Wir haben zwei Tage nach der Phalarope gesucht. Der Admiral durfte kaum erfreut sein, da? Sie Ihre Position verlassen haben, Mola oder nicht. «Er kniff die Augen zusammen.»Im Befolgen von Befehlen ist Sir Robert ein Pedant.»
Herrick beschaftigte sich nun mit jenem Teil der Ereignisse, aufgrund derer die Phalarope jetzt auf die Inseln zuhielt. Vibart hatte alle Offiziere und Unteroffiziere zu einer Besprechung in die Kajute gerufen. Irgendwie war es typisch fur ihn, da? er bequem auf seinem Stuhl sa? und alle anderen stehen lie?.
«Sir Robert Napier hat Nachricht erhalten, da? die Andiron vor Nevis liegt. «Danach lie? er eine anscheinend sorgsam vorbereitete Rede vom Stapel.»Offenbar werden Reparaturen ausgefuhrt, wahrend sie auf neue Order wartet. Wie lange sie dort liegen wird, ist ungewi?. «Er blickte von einem zum anderen.»Sir Robert befiehlt der Phalarope, unverzuglich nach Nevis zu segeln, um die Andiron zu versenken oder zu nehmen. «Vibarts Worte hatten wie ein Blitz eingeschlagen.»Wir werden hochste Fahrt laufen. «Er sah den Steuermann durchdringend an.»Also geben Sie acht, da? keine Fehler passieren, Mr. Proby.»
Herrick hatte Vibart wahrend der Ankundigung beobachtet. Sein offensichtlicher Eifer uberraschte ihn. Es konnte eine falsche Nachricht sein. Stimmte sie jedoch, wurde es nicht leicht sein, ein Schiff au?er Gefecht zu setzen, das dicht unter einer feindlichen Insel lag. Indes Vibart sich drohnend uber Details und den Zeitpunkt auslie?, wurde ihm klar, da? Vibarts Verhalten auf Unsicherheit schlie?en lie?. Obwohl Vibart seit Bolithos Verschwinden das Kommando fuhrte, war Okes in der besseren Position, weil man womoglich ihm die zuruckliegenden Erfolge gegen den Feind gutschreiben wurde. Vibart mu?te sich noch beweisen, und dafur bot die neue
Operation eine Gelegenheit.
Merkwurdigerweise hatte er keine Meldungen zur Witch of Looe hinubergeschickt. Sparte er sich den Bericht fur einen personlichen Vortrag beim Admiral auf? grubelte Herrick. Sir Robert mochte wutend sein, weil die Phalarope ihre Position verlassen hatte. Aber die Zerstorung der Batterie auf Mola und die der Truppentransporter und dazu ein Sieg uber das Kaperschiff Andiron mu?ten jeden besanftigen.
Doch jetzt, nachdem Vibart ausreichend Zeit gehabt hatte, alles zu bedenken, was der Befehl einschlo?, war seine Stimmung von neuem umgeschlagen. Wahrend die Phalarope auf Nevis zulief, wuchs seine Nervositat und Gereiztheit, und mehr als einmal gewann seine Ungeduld die Oberhand. Erst vormittags hatte er einen Mann auspeitschen lassen, dem ein Marlspieker von der Gro?rah fiel. Er war dicht neben Packwood, einem Maat, in den Decksplanken steckengeblieben. Vibart brutete gerade auf dem Achterdeck vor sich hin und verfolgte, wie die Boote uberpruft wurden. Packwoods erschreckter Aufschrei hatte ihm von neuem Gelegenheit gegeben, seiner nie vorhersehbaren Laune freien Lauf zu lassen.
«Schafft den Kerl her. «Seine Stimme lie? jeden Handgriff auf dem Hauptdeck stocken.»Ich habe es genau gesehen. Der Marlspieker sollte Packwood treffen.»
Selbst der Bootsmannsmaat hatte widersprochen.»Es ist heute bewegt da oben, Sir. Das war keine Absicht.»
Vibart war scharlachrot angelaufen.»Maul halten! Oder ich sehe mir auch Ihre Ruckenknochen an.»
Wieder das gefurchtete Trillern:»Alle Mann als Zeugen einer Bestrafung nach achtern!»
Wieder das qualvolle Hinschleichen der Zeit, bis die Grating klar war und die Seesoldaten auf dem Achterdeck eine rechteckige Formation bildeten.
Der Seemann, den es diesmal traf, hie? Kirk. Ein magerer, hohlaugiger Matrose, der seit dem Gefecht mit der Andiron beinahe taub war. Die donnernden Breitseiten hatten ihm das Trommelfell fur immer ladiert.
Mr. Quintal, der Bootsmann, war langsam nach achtern gekommen, die vertraute rote Flanelltasche baumelte ihm am Handgelenk. Schweigend teilten sich die Leute, um ihn durchzulassen. Bis zum letzten Moment, ja noch als Vibart das
Verlesen der Kriegsartikel beschlo? und schroff verkundete:»Vier Dutzend, Mr. Quintal«, bezweifelte Herrick, da? Kirk ein einziges Wort verstanden hatte. Erst als ihn die Bootsmannsmaaten packten, ihm das Hemd vom mageren Korper rissen und ihn zum Prugeln uber die Grating warfen, begann er zu brullen und zu protestieren. Die meisten nahmen ihre Strafe hin, ohne einen Laut von sich zu geben. Schon ein einziger Schlag mit der neunschwanzigen Katze trieb die Luft aus den Lungen, so da? kaum genug fur einen Schrei ubrig blieb. Kirk schrie unaufhorlich, als seine Handgelenke so festgebunden wurden, da? die Fu?e eben das Deck beruhrten. Furcht und Schrecken des Mannes brachten die Bootsmannsmaaten einen Augenblick durcheinander, und sie wechselten fluchtige Blicke. Quintal zog die Peitsche aus der roten Tasche, reichte sie Packwood und sagte barsch:»Zwei Dutzend. Josling ubernimmt die anderen zwei. Wenn Kirk so lange lebt«, fugte er halblaut hinzu.
Vibart hatte den Hut aufgesetzt und kurz genickt.»Anfangen.»
Herrick hatte viele Auspeitschungen gesehen. Sie schienen Teil des Seemannslebens, und er hatte sich gegen den Anblick gestahlt. Doch diesmal lagen die Dinge anders. Die Bestrafung war ungerecht, weil Vibart zu versessen darauf war.
Die Trommel wurde geruhrt, und Packwoods muskuloser Arm holte aus:»Eins. «Die Peitsche zischte durch die Luft. Wie ublich wartete Herrick angewidert und fasziniert zugleich auf die Wirkung des Schlages. Einige Sekunden lang zeigte sich auf dem blo?en Rucken des Mannes nichts, doch schon wahrend die Peitsche zum zweiten Schlag gehoben wurde, sprang die straffe Ruckenhaut von der Schulter bis zur Hufte in vielen feinen Rissen auf.
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