Bruderkampf: Richard Bolitho, Kapitan in Ketten - Kent Alexander - Страница 47
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«Zwei. «Kirk brullte und zuckte hilflos an der Grating. Aus seinem Mund flo? Blut, und Herrick wu?te, da? er sich die Zunge aufgebissen hatte.
«Drei. «Packwood zogerte, ehe er wieder zuschlug. Seine Augen wurden glasig, als die Peitsche Kirks Rucken blutig ri?.
Vibarts Stimme ubertonte die Trommel.»Harter, Packwood, ersparen Sie dem Kerl nichts, wenn Sie nicht mit ihm tauschen wollen.»
So war es weitergegangen, Schlag fur Schlag, begleitet vom unmenschlichen Rasseln der Trommel. Nach dem ersten
Dutzend sackte Kirk zusammen und gab keinen Ton mehr von sich. Doch als der Wundarzt Ellice grimmig feststellte:»Er lebt noch, vertragt aber nicht mehr viel«, fauchte Vibart:»Weitermachen mit der Bestrafung.»
Herrick hatte bemerkt, da? sich Fahnrich Neale an Maynards Armel klammerte, wahrend die Auspeitschung weiterging. Kirk war mager, und nach achtzehn Schlagen glaubte Herrick, unter der zerfleischten Haut Knochen und Muskeln zu sehen. Dann ubernahm Josling die Peitsche und streifte mit den Fingern Fleischfetzen davon ab. Nach einem kurzen Blick in Vibarts ausdrucksloses Gesicht machte er sich an das zweite Dutzend. Nach dem zwanzigsten Schlag fiel Mr. Quintal ihm in den Arm und sagte fest:»Das reicht, Sir. Er stirbt. «Kirks blutiger Korper wurde nach unten geschafft, aber erst, nachdem Wundarzt Ellice das Eingreifen des Bootsmanns unterstutzt hatte.»Vielleicht ubersteht er es«, hatte er unbestimmt geknurrt.»Sagen kann ich es nicht. Ich glaube, seine Nieren sind geplatzt. »
Herrick forschte nach einem Zeichen von Mitleid oder Triumph in Vibarts schweren Zugen. Doch sie zeigten lediglich steinerne Gleichmutigkeit. Captain Pomfret hatte Auspeitschungen zugesehen, als waren sie ein brutaler Sport. Der blutige Abschlu? erregte ihn stets auf eine Weise, als hatte er einen perversen Sexualakt erlebt. Nichts davon bei Vibart. Vibart sah man uberhaupt kein Gefuhl an, ganz gleich welcher Art.
Herrick wandte sich hastig ab, als Vibart im Kajutsniedergang auftauchte und in den Wind schnuffelte. Vibart musterte den seltsam kupferfarbenen Himmel und sagte gedehnt:»Der Wind hat aufgefrischt. Wir werden in zehn Minuten die Segel bergen. «Sein Blick streifte Proby.»Haben Sie unsere Position? Unsere genaue Position?»
Proby nickte murrisch.»Aye, Sir. Nevis liegt in Nordost voraus, etwa funfzehn Meilen entfernt.»
Vibart musterte ihn durchdringend.»Ich hoffe um Ihretwillen, da? es stimmt, Mr. Proby. «Dann bellte er den Ruderganger an:»Pa? auf, du Tolpel. Bleib hart am Wind.»
Herrick blickte hinauf. Das Schiff lief perfekt. Vibart wurde offenbar um so nervoser, je naher sie der Insel kamen. Nicht furchtsam. Er hatte bei keiner Gelegenheit irgendwelche
Zeichen von Furcht gezeigt. Nein, das lag tiefer, hatte mit der lauernden Moglichkeit eines Fehlschlags zu tun.
Vibart bemerkte, da? Herrick ihn ansah, und fauchte:»Haben Sie die Enterkommandos eingeteilt?»
«Aye, Sir. Alle Boote au?er der Gig sind klar. Die Gig ist fur diese Aufgabe nicht geeignet.»
«Das wei? ich selber, Mr. Herrick. «Vibarts Augen waren rot unterlaufen.»Sie ubernehmen den Gesamtbefehl. Maynard, Packwood und Parker befehligen die anderen drei Boote. «Seine Blicke glitten finster uber die an Deck beschaftigten Leute.»Als Steuermannsmaat ist Parker der ideale Mann, die Andiron unter Segel zu bringen, wenn Ihr Angriff Erfolg hat.»
«Ja, Sir. «Herrick wu?te das alles. Er hatte jeden einzelnen Mann personlich instruiert und dem festgelegten Plan gema? eingeteilt.»Erwarten Sie starke Gegenwehr, Sir?»
«Wir sind jetzt drin. Es kommt nicht darauf an, was ich erwarte.»
Proby befragte seine gro?e Taschenuhr und sagte:»Pfeifen Sie alle Mann an Deck. Klar zum Segelbergen.»
Herrick fragte sich, warum Vibart das so lange hinausgeschoben hatte. In der Ferne hatte er mehrmals Fischerboote gesehen. Es lag wirklich kein Sinn darin, die Eile der Phalarope noch durch Vollzeug anzuzeigen.
Die Matrosen kletterten die Wanten hinauf und zogen sich die schwankenden Rahen entlang. Bei der unbehaglichen Bewegung des Schiffs war das Segelbergen eine gefahrliche Arbeit.
Vibart sagte murrisch:»Auf diese Weise sind wir weniger leicht auszumachen. Und da der Wind standig auffrischt, erspart es uns die Muhe, spater Segelbergen zu mussen. «Er schien laut zu denken.
Proby legte die Hande um den Mund und rief heiser:»Marssegel und Kluver, mehr brauchen wir nicht. Schnell!»
Gefolgt von Vibarts Blicken und angetrieben durch die Rufe ihrer Maate, kampften die Manner mit der schlagenden Leinwand und verfluchten den Wind und die tuckischen Segel, die alles daransetzten, die Manner von den Rahen zu schleudern. Als sich Bramsegel und Gro?segel schlie?lich den kampfenden Matrosen ergaben und sich die Leinwandflache verringerte, spurte Herrick, wie die Phalarope an Fahrt verlor.
Er beobachtete die langen Wellenberge und schatzte die Entfernung zwischen ihnen ab. In Lee von Nevis wurde es geschutzter sein, uberlegte er, aber selbst dann wurde es schwerfallen, die zum Angriff abgesetzten Boote zusammenzuhalten. Er sah Okes an der Leereling stehen und fragte sich, warum Vibart nicht Okes fur das Kommando ausgewahlt hatte. Wenn Okes sich gewandelt hatte und nun verla?lich war, hatte die Wahl eigentlich auf ihn fallen mussen.
Hauptmann Rennie schlenderte uber das Achterdeck heran und sagte:»Meinen Gluckwunsch, Herrick. Und Erfolg heute nacht! Ich kame gern mit, aber Seesoldaten sind dafur kaum geeignet.»
«Danke. «Herrick lachelte.
Rennie deutete auf Okes.»Man mochte meinen, unser kommandierender Offizier wei? mehr, als wir dachten, hm? Diese Attacke vertraut er einem Mann, der so weich wie Butter ist, nicht an.»
«Leise!«Herrick blickte fluchtig zum offenen Oberlicht.»Ihre Bemerkungen konnten ernstgenommen werden.»
Rennie zuckte mit den Schultern, senkte aber die Stimme.»Zum Henker mit der Vorsicht! Ich komme mir wie ein Mann auf einer dunnen Eisflache vor.»
Er ging davon, und Herrick sah die Matrosen hinabklettern. Wenn blo? Bolitho hier ware, um sie alle zu inspirieren und zu fuhren, dachte er. Er sah schon die Phalarope nach Antigua hineinsegeln — unter einem Vibart, der sich vor Selbstgefalligkeit aufblahte, wahrend Hurrarufe und Gluckwunsche ihre Ruckkehr zur Flotte und zum Ruhm unterstrichen. Doch er wurde Bitterkeit empfinden, dachte Herrick. Denn ohne Bolitho ware die Phalarope nie so weit gekommen, und falls Vibart das Kommando behielt, sah er in der Tat fur sich keine Zukunft.
Tobias Ellice kam den Niedergang herauf. Er fuhrte die Hand an seinen schabigen Hut und rulpste.»Kirk ist tot«, grunzte er dann abrupt.»Ich habe ihn fein sauberlich einnahen lassen.»
«Gut«, erwiderte Herrick.»Ich werde es im Logbuch eintragen. «Der Atem des Wundarztes roch nach Rum, und Herrick fragte sich, wie der Mann seinen Pflichten nachkommen konnte.
«Sie konnen auch eintragen, da? mir dieses Schiff und ihr alle bis hier steht. «Ellice schwankte betrunken und ware gefallen, hatte Herrick ihn nicht gestutzt.»Ihr behandelt sie wie Hunde«, murmelte er und schuttelte dann den Kopf.»Nein, nicht wie Hunde, die leben im Vergleich dazu wie Konige.»
Herrick betrachtete ihn verdrossen.»Sind Sie fertig?»
Ellice zog ein riesiges rotes Taschentuch aus dem Scho? seines Rockes und schnaubte laut.»Sie haben gut spotten, Mr. Herrick. Sie legen heute nacht ab, um Ruhm zu erlangen und zu kampfen. «Er bleckte die Zahne und versuchte, Herrick mit seinen wa?rigen Augen klar zu erkennen.»Aber Sie werden ein anderes Lied singen, wenn Sie unten bei mir darauf warten, da? die Sage Ihren hubschen Arm, ein Bein oder gar zwei abtrennt.»
«Nur zwei?«Herrick musterte ihn mit bitterem Humor.
Ellice wurde plotzlich ernst, sein vom Rum umnebelter Verstand hakte sich an Herricks Frage fest.»Man kann ohne sie leben, mein Junge. Ich habe es oft gesehen.»
Herrick sah ihm nach, als er zur Heckreling ging. Wieder war ein Mann gestorben. Wer kam als nachster an die Reihe?
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