Fieber an Bord: Fregattenkapitan Bolitho in Polynesien - Kent Alexander - Страница 11
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Er antwortete:»Er wollte Ihnen wohl nur zeigen, da? er da ist, Sir. Fur den Fall, da? Sie ihn brauchen. «Er grinste.»Aber selbstverstandlich brauchen wir ihn nicht, Sir, oder?«Vor sich hinlachend ging er fort, um das Klarieren einer Wuling[12] zu uberwachen.
Keen verschrankte die Hande auf dem Rucken, wie er es bei Bolitho so oft gesehen hatte und begann, an Deck auf- und abzugehen. Er ignorierte die Hitze und den Durst, der ihm den Mund ausdorrte. Manchmal war es schwierig, den Kommandanten zu verstehen, zu erkennen, ob er etwas mit einem teilte, oder ob er es zu seinem stillen Vergnugen fur sich allein behielt.
Keen hatte Bolithos Stimme durch das Skylight gehort, aber nicht verstanden, was gesagt wurde. Doch Bolithos Ton und Borlases Gesicht, als er an Deck erschien, hatten ihm sehr viel verraten.
Fur einen Kommandanten horte der Dienst nie auf. Niemals. Keen sah Allday mit einem Degen unterm Arm uber das Batteriedeck gehen und beneidete den Mann beinahe wegen seiner vertrauten Stellung zum Kommandanten. Mehr noch als selbst Herrick, schien Allday derjenige zu sein, mit dem Bolitho wirklich alles teilte.
Erschrocken fuhr Keen herum, als Bolitho ihn von der Reling her anrief:»Mr. Keen, ich wei? Ihre Absicht, sich durch Bewegung korperlich fit zu halten, durchaus zu wurdigen, aber wurden Sie bitte auch Ihren Verstand bemuhen und ein paar Leute an die Fockmarsbrassen schicken? Sie bedurfen dringend Ihrer Aufmerksamkeit. «Keen nickte und eilte an die Reling. Gleichgultig, welche Probleme den Kommandanten auch beschaftigten, seine scharfen Augen wurden dadurch nicht beeintrachtigt.
III Eine seltsame Nachricht
Bolitho hob das Teleskop ans Auge und zuckte zuruck, als das hei?e Metall seine Haut beruhrte. Seit dem ersten Morgenlicht, als der Ausguck» Land in Sicht «gemeldet hatte, hatte die Tempest sich langsam, aber stetig dem Land genahert; an die Stelle der ersten Erregung trat Ungewi?heit.
Methodisch und aufmerksam studierte Bolitho die Inseln, bemerkte die verschiedenen Anhohen; die auf der nachsten Hauptinsel sah aus wie ein gebuckter Monch, der sich die Kapuze uber den Kopf gezogen hatte. Durch das starke Fernglas wirkte alles sehr nah, aber er wu?te, da? das nachste Land noch gut drei Meilen entfernt war. Dahinter uberschnitten sich in der Ferne zahllose weitere Inseln oder blo?e Erhebungen aus nacktem Fels, die den Eindruck einer unuberwindlichen Landbarriere machten. Kopf und Schultern eines Seemanns tauchten kurz in dem Glas auf, als Bolitho es auf den Kutter der Tempest richtete, der bald nach der Morgendammerung zu Wasser gelassen worden war. Unter einem winzigen Segel fuhr er der Fregatte voraus; gelegentlich konnte Bolitho ein Aufspritzen vor dem Bug der Kutters wahrnehmen, wenn der Lotgast regelma?ig die Leine auswarf, um ihre Annaherung ans Ufer zu sichern.
Das Meer wirkte zwar ruhig und einladend, aber Bolitho wu?te, da? sie nie au?er Gefahr waren. Dicht bei der nachsten Hauptinsel, wo das Wasser eher grun als blau schien, hatte er unter der Oberflache einen dunkleren Streifen wahrgenommen: wie ein Feld Seegras, aber hier gab es auch sehr viele Riffe. Jedenfalls durfte er kein Risiko eingehen.
Ohne das Glas zu senken, sagte er:»Lassen Sie einen Strich abfallen, Mr. Lakey.»
«Aye, aye, Sir. «Der Steuermann schien angespannt. Bolitho erforschte weiter die nachste Insel. War sie unbewohnt, oder verbargen die reich bewachsenen Hugel spahende Augen? Er erinnerte sich, wie er einmal an einem solchen Strand gelandet war. Eingelullt vom schweren Duft der Palmen und der unbekannten Vegetation, eine Weile dem spartanischen Leben an Bord entkommen, waren sie vollig unvorbereitet gewesen auf den plotzlichen Uberfall durch schreiende, Speere schwingende Wilde. Diese Erinnerung tauchte gerade in solchen Augenblicken immer wieder auf.
«Nordwest zu Nord, Sir! Kurs liegt an.»
«Sehr gut. «Bolitho wandte sich Herrick zu.»Nichts zu sehen, Thomas. Nicht einmal Rauch.»
Herrick erwiderte:»Mir gefallt das nicht.»
Auch er hielt ein Fernglas auf die Insel gerichtet.»Bei dem
Schneckentempo mu?te jeder Ausguck uns schon lange ausgemacht haben.»
Wie zur Bestatigung seiner Worte klangen vom Vorschiff sechs Glasen heruber: elf Uhr vormittags. Eine lange Zeit seit der Morgendammerung.
Bolitho bi? sich auf die Lippen. Er kannte die Eurotas nicht, aber sie war ein erprobtes Schiff und kein Fremdling in diesen Gewassern. Ihr Kapitan James Lloyd hatte einen guten Ruf. Selbst wenn das Schiff auf ein Riff gelaufen ware, hatten sich die Uberlebenden doch zweifellos in den Booten retten konnen?
Er senkte das Glas und sah kurz einen Hai auftauchen, der seinen Rucken in ganzer Lange dem Sonnenlicht zeigte, kaum eine Riemenlange von der Bordwand entfernt. Midshipman Swift sagte:»Der Kutter signalisiert, Sir. «Selbst seine Stimme klang gedampft. Bolitho hob wieder das Glas und sah Starling, einen der Steuermannsmaaten, aufrecht mit ausgestreckten Armen im Heck des Bootes stehen.
«Beachten Sie das, Mr. Lakey. «Bolitho schob das Teleskop mit einem Schnappen zusammen.»Das Boot hat in Nordwest Untiefen gesichtet.»
Seine Augen mit dem Unterarm beschattend, blickte er auf. Unter Marssegeln und Kluver machte die Tempest nur wenig Fahrt. Aber sie mu?ten wachsam bleiben, bereit sein, unverzuglich uber Stag zu gehen, um sich notfalls von diesen drohenden Riffen freisegeln zu konnen. Er beobachtete die Segel, die kaum zogen, und die perspektivisch verkurzten Gestalten der Manner im Ausguck. Schon vom Beobachten wurde ihm schwindlig. Einer hielt sich nicht einmal in der Saling fest, und Bolitho konnte sein Bein auf- und abzucken sehen, wahrscheinlich im Takt zu einem Lied, das nur der Seemann selbst horen konnte.
Lakey verlie? das Ruder, an dem zwei Ruderganger im sengenden Sonnenglast standen, und kam zur Achterdeckreling.
Bolitho wandte sich ihm zu. Er mu?te seine Schuhe gewaltsam vom Deck losen, an dessen Fugen sie klebten. Lakey sagte ruhig:»Ich habe nachgedacht, Sir. Hier gibt es noch eine Insel, im Nordosten. Auf der Karte ist kein Name fur sie eingetragen, aber Seeleute nannten sie die >Insel der funf Hugel<. «Er hob die Schultern.»Au?er den Hugeln gibt es dort weiter nichts. Ich ging vor Jahren einmal an Land, als ich auf der alten Fowey diente. Die Hugel bilden einen geschutzten Ankerplatz, und auch ein Strand ist da. Wir legten auf der Suche nach Wasser dort an. «Er seufzte bei der Erinnerung.»Aber von Tumpeln im Fels abgesehen, fanden wir nichts.»
Herrick meinte:»Nun, dort wird die Eurotas wohl kaum sein, oder?«Er konnte seine Ungeduld kaum verhehlen, wie die meisten anderen spurte er die Spannung. Lakey blieb ungeruhrt.»So einfach ist das nicht, Sir. Wenn das Schiff Schaden erlitten hat, ein Leck vielleicht, kann es dort sicher auf Strand gesetzt werden; das Risiko eines Eingeborenenuberfalls ist geringer als bei den anderen, gro?eren Inseln. «Er runzelte die Stirn.»Ich hatte fruher daran denken sollen.»
Bolitho sah ihn an und uberlegte.»Wie dem auch sei, es klingt einleuchtend. Da wir doch zwischen den Inseln hindurch mussen, verlieren wir nichts, wenn wir unsere Suche etwas ausdehnen.»
«Mr. Starling signalisiert wieder, Sir. «Swifts sonnenbraunes Gesicht verriet seine Konzentration, wahrend er den Kutter durch sein starkes Teleskop beobachtete.»Riffe an Steuerbord, aber immer noch kein Grund. «Lakey atmete langsam aus.»Darin stimmt die Karte jedenfalls.»
Bolitho zupfte das Hemd etwas von der Brust ab. Es war triefend na?.
«Trotzdem wollen wir selbst anfangen zu loten. Geben Sie den Befehl.»
Bald darauf horten sie den Ruf des Lotgasten vom vorderen Rusteisen:»Kein Grund, Sir.»
Da unten mu?te es wie in einer gro?en, zackenbewehrten Hohle aussehen, dachte Bolitho. Er konnte sich den Rumpf der Tempest vorstellen, wie ein Fisch oder eine Meerjungfer ihn wohl sah. Stumpf hob er sich von der schimmernden Oberflache ab, glitt trage zwischen den Riffen hindurch, wahrend unter dem Kiel die See in tiefe Schwarze absank, in eine stumme Welt.
12
Entwirren eines Tauknauels
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