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Fieber an Bord: Fregattenkapitan Bolitho in Polynesien - Kent Alexander - Страница 12


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Jemand mu?te das Schiff doch gesichtet haben! Selbst wenn die Manner im Ausguck kein Lebenszeichen entdecken konnten, mu?te es hier andere Augen geben. Die Nachricht wurde sich schneller uber die Inseln verbreiten als jedes bekannte Signal: ein Schiff in der Nahe, ein Kriegsschiff! Erst wenn die Tempest vorbeigezogen war, wurden die Menschen wieder auftauchen und ihr gewohntes Leben fortsetzen: Beute machen, jagen, fischen. Toten.»Kein Grund, Sir!»

Bolitho beobachtete den Kutter aufmerksam.»Lassen Sie das Beiboot aussetzen, Mr. Borlase. Kommandieren Sie es selbst, und halten Sie sich dicht unter Land, sobald wir durch den Riffgurtel sind. Aber riskieren Sie nichts, sondern achten Sie nur scharf auf eventuell angetriebene Wrackteile. Bewaffnen Sie die Leute, und lassen Sie eine Drehbasse im Bug montieren.»

Borlase, der wie der gro?te Teil der Schiffsbesatzung bisher nur Zuschauer gewesen war, zwang seinen von der Sonne benommenen Verstand zur Arbeit.

«Aye, Sir. «Er legte die Hande um den Mund.»Beibootbesatzung nach achtern!»

Die Tempest bewegte sich so langsam, da? sie nicht einmal beidrehen mu?te, wahrend die Besatzung ins Boot ging und ablegte.

Bolitho beobachtete das Manover, bis Borlases Mannschaft das Boot unter Kontrolle und Segel gesetzt hatte. Jede Arbeit war besser, als nur herumzustehen und zu bruten. Sie mochte auch dazu beitragen, feindselige Augen an Land zu verwirren. Boote im Wasser konnten alles Mogliche bedeuten und wurden die Weiterleitung der Meldung aufhalten, bis der Zweck klar geworden war.»Zwanzig Faden,[13] Sir!«Eine Pause, bis der Matrose das Lot Hand uber Hand eingeholt hatte. Dann:»Felsiger Grund. «Bolitho sah Herrick an. Wenn der Talg am Boden des Lotbleis keinen Sand enthielt, befanden sie sich vermutlich gerade an der sichersten Stelle uber dem Riff. Zwanzig Faden waren so gut wie hundert.

Starling hatte im Kutter wahrscheinlich nicht einmal bemerkt, wie tief es hier war, denn das Boot hatte ein Lot von nur der halben Lange; so war ihm wohl kaum bewu?t, da? er das Schlimmste hinter sich hatte. Aber seine Lotwerte waren immer noch wichtig. Ein plotzliches Ansteigen des Meeresbodens, eine auf der Karte nicht erfa?te Felsspitze, gleichgultig, wie klein sie sein mochte, konnte den Boden der Tempest aufrei?en wie eine Axt eine Hangematte. Bolitho beobachtete, wie die Brandung eine andere Insel gischtspruhend anlief. Kein Wunder, da? alte Seeleute ihre Zuhorer mit Geschichten von Sirenen und Meerjungfrauen, die ihre Schiffe hier in den Untergang lockten, in Spannung hielten. Es sah alles so friedlich, so einladend aus.»Kein Grund, Sir!»

Bolitho ging ruhelos nach Steuerbord hinuber und versuchte, nicht an frisches, kuhles Trinkwasser zu denken, wie man es in den Flussen und Bachen Cornwalls fand. So klar und erfrischend wie Wein.

Er bemerkte, da? Keen ihn mit nachdenklich gespanntem Gesicht beobachtete. Wahrscheinlich halt er mich fur verruckt, da? ich noch weitersuche, dachte er. Er horte das Schlagen der Segel und Knarren der Blocke, als eine schwache Bo wieder die Segel fullte und den Wimpel im Masttopp wie eine lange Zunge flattern lie?. Nur wenige der Matrosen und Marinesoldaten sprachen oder zeigten Interesse an den vorbeiziehenden Inseln. Das Gurgeln der

Wellen am Rumpf und das Knarren des Ruders waren die lautesten Gerausche.

«Neunzehn Faden!«Es klang wie ein Klagelied, als der Mann das Lot wieder einholte.

Lakey sagte plotzlich:»Da ist die Insel, Sir! Genau Steuerbord voraus. Die Hugel uberschneiden sich von hier aus, aber es sind funf, und der Ankerplatz liegt unterhalb des zweiten, soweit ich mich erinnere. «Bolitho nahm das Glas von Midshipman Romney entgegen, der sich mit dem Sextanten bereithielt, um unter den kritischen Blicken von Lakey das Mittagsbesteck zu nehmen. Der arme Romney konnte nicht einmal das richtig. Die drei anderen Midshipmen waren darin so tuchtig wie Leutnants oder sogar besser.

Bolitho sah die Hugel, deren Gipfel bar jeder Vegetation waren. Ohne Lakeys Erfahrung hatte er nie erkannt, da? es funf Anhohen in einer Reihe waren. Was fur ein entsetzlicher Ort fur Schiffbruchige. Kein Schiff wurde hier vorbeikommen, es sei denn, es wurde von einem Sturm abgetrieben oder verfolgte unredliche Absichten. Hier konnte man ebensogut an Wahnsinn sterben wie verdursten.»Funfzehn Faden!»

Bolitho beruhrte Romney an der Schulter und spurte durch das rauhe Hemd, wie der Midshipman zusammenzuckte.»Behalten Sie Mr. Borlases Boot im Auge. Wenn es von einer Landzunge verdeckt wird oder sonstwie au?er Sicht gerat, informieren Sie sofort Mr. Herrick. «Er sah, wie der Junge zu ihm aufblickte. Wie immer gab er sich verzweifelt Muhe, furchtete aber jetzt schon, wieder einen Fehler zu begehen.

Bolitho fugte ruhig hinzu:»Das Mittagsbesteck wird Ihnen heute erlassen, Mr. Romney. Ich kenne unsere Position schon genau genug. Aber ich mochte nicht ein Boot samt Besatzung verlieren.»

Romney legte gru?end die Hand an die Stirn und eilte zu den Wanten. Das gro?e Teleskop, das er mitschleppte, lie? ihn noch klaglicher erscheinen.

«Der wird nie Offizier«, knurrte Lakey.»In seinem ganzen Leben nicht.»

«Zwolf Faden Tiefe!»

Bolitho blickte zur Seite. Er bezweifelte, da? es jetzt noch flacher werden wurde, aber die regelma?igen Ausrufe des

Lotgasten halfen ihm, sich zu sammeln.

Ohne sich umzuwenden, wu?te er, da? Allday hinter ihm stand. Trotz seines kraftigen Korperbaus konnte Allday so gerauschlos wie eine Katze auftreten.

Jetzt fragte er:»Soll ich Ihnen etwas zu trinken bringen,

Cap-tain?»

Bolitho schuttelte den Kopf.»Spater.»

Allday trat an die Reling, den Kopf leicht schrag geneigt.

«Kanonenfeuer.»

Wenn er irgendeine schreckliche Verunglimpfung von Konig und Vaterland von sich gegeben hatte, er hatte keine uberraschendere Wirkung erzielen konnen. Ross, der Steuermannsmaat vom Dienst, sagte verachtlich:»Eher mein leerer Magen!»

Dann horten es alle: einen dumpfen, hallenden Knall, wie ein Paukenschlag in einer Hohle.

Lakey nickte nachdrucklich.»Das kommt von dem Ankerplatz. Es mu? so sein. Das Echo rollt auf die See hinaus.»

Bolitho sah, da? alle Gesichter auf dem Batteriedeck sich ihm zugewandt hatten und beobachteten, was er tun wurde. Wo er anfangen wurde.

Er befahl:»Signalisieren Sie Mr. Starling, den Abstand beizubehalten, und rufen Sie dann Mr. Borlase zuruck. «Verzweifelt rief Romney:»Ich sehe das andere Boot nicht mehr, Sir!«Alle starrten ihn an.

Herrick rief schroff: «Was sehen Sie nicht?«Romney war von dem fernen Geschutzfeuer und der plotzlichen Aufregung abgelenkt worden. Wie jeder andere hatte er nach vorn geblickt und nicht dorthin, wo ihm befohlen war.

Bolitho verschrankte die Hande auf dem Rucken. Das Geschutzfeuer erfolgte sehr unregelma?ig und kam offenkundig von nur einer Kanone. Keinesfalls scho? da jemand, der sich zu verstecken suchte.

Er sah an dem Midshipman vorbei auf eine Landzunge. Borlase mu?te genau dahinter auf den Strand zugehalten haben. Es war mi?lich, da? Romney in diesem Augenblick woanders hingesehen hatte, aber jetzt nicht mehr zu andern. Borlase wu?te selbst, wie er sich seiner Haut zu wehren hatte.

Bolitho sagte scharf:»Lassen Sie die Fock setzen, Mr.

Herrick! Kurs zwei Strich nach Steuerbord!»

Herrick hob sein Sprachrohr.»Alle Mann an die Brassen!

Beeilung!»

Die Tempest schwang pompos auf ihren neuen Kurs ein, und die Seeleute setzten hastig das gro?e Vorsegel. Bolitho spurte die geringe Steigerung der Geschwindigkeit. Mit dem jetzt fast achterlichen Wind und dem zusatzlichen Segel gewann das Schiff an Fahrt und begann, den Kutter einzuholen.

Wieder hob Bolitho das Glas. Er sah den Abhang des ersten Hugels, der an der Luvseite zum Bug hinunter verlief, so da? es durch das Glas so wirkte, als beruhre er die linke Schulter der Galionsfigur.

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