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Fieber an Bord: Fregattenkapitan Bolitho in Polynesien - Kent Alexander - Страница 41


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«Sechs Faden!«Der Lotgast war ganz von seiner Aufgabe absorbiert.

Neunzig Fu? uber Deck hielt der Marinesoldat Blissett, ehemals Wildhuter und jetzt einer der besten Scharfschutzen der Tempest, mit seinen Kameraden ein kleines Schwenkgeschutz besetzt und studierte die stockdunnen Masten uber dem Landrucken.

Sobald er umschifft war, wurde ihre Steuerbordbatterie das Feuer eroffnen, langsam und todlich. Die ersten Schusse waren immer sorgfaltig gezielt. Blissett blickte hinunter auf die gespannt wartenden Gestalten zwischen den schwarzen Geschutzen, die Offiziere und Deckoffiziere, die wachsam auf- und abgingen und hin und wieder einen Blick nach achtern zum Kommandanten warfen. Bolitho stand fast genau unter ihm, hielt den Hut unterm Arm, und sein schwarzes Haar wehte in der hei?en Brise. Blissett erinnerte sich an die andere Insel, an das Madchen, das er nackt und ermordet aufgefunden hatte. Blissett wunderte sich immer wieder uber seine Mitmenschen. Die gleichen Manner, die au?erlich gefa?t einer Breitseite entgegensahen oder an der Auspeitschung eines Kameraden fast ohne Gefuhlsregung teilnahmen, rasten vor Wut, wenn ein Hund getreten oder, wie in diesem Fall, ein unbekanntes Madchen umgebracht wurde, das vermutlich ohnehin eine Schlampe gewesen war. Blissett war nicht so, er dachte uber die Dinge nach. Schlie?lich wollte er wie Quare Sergeant werden. Verbittert fragte er sich, warum er nicht dem Kommando angehorte, das mit diesem Schwein Prideaux an Land geschickt worden war.

Der fur den Gro?topp verantwortliche Unteroffizier, der sich mit gespreizten Beinen gegen die schweren Blocke der Marswanten lehnte, fragte herausfordernd:»Wovon traumst du wieder, Blissett?«Er war ein vierschrotiger Mann namens Wayth und sich seiner Verantwortung in dem Gewirr von Tauwerk, Spieren und Segeln wohl bewu?t. Und er hegte einen tiefen Ha? gegen die Marinesoldaten, ohne zu wissen, warum.

Blissett hob die Schultern.»Wir haben doch gar keine Chance, diese Schufte zu fassen. Sie werden bis zum letzten Augenblick kampfen und ihre verdammten Schiffe mit auf den Grund nehmen. Kein Prisengeld, nichts!«Der Gro?topp bebte, und Wayth verga? den Marinesoldaten und blickte zu seinen Toppsgasten weiter oben hinauf. Blissett sagte zu seinem Kameraden:»Jetzt geht es bald los, Dick.»

«Ja. «Der Kanonier schwenkte sein Geschutz auf das Land zu.»Aber mit der lahmen Kuh hier werden wir die dort druben nie rechtzeitig erreichen. «Er grinste.»Wenn wir aber nach Backbord schie?en, konnten wir ein paar fette

Schweine furs Abendessen erwischen.»

Blissett ging auf den Scherz ein. Er wandte sich von der felsigen Kuste und den fremden Masten ab und richtete seine Muskete spielerisch nach der anderen Seite aus.

«Eins fur den Kochtopf, Dick. «Er erstarrte.»Mein Gott- da druben steht eine Kanone!»

Wayth schnarrte:»Das reicht mir jetzt…»

Der Rest seines Wutausbruchs ging unter im Krachen eines schweren Geschutzes und dem Pfeifen einer die Takelage der Tempest durchschlagenden Kugel.

Blissett ging mit sausenden Ohren und keuchendem Atem in die Knie. Benommen starrte er auf die baumelnden Enden des zerfetzten Riggs und erbrach sich dann konvulsivisch, als er die zerstuckelten Uberreste des Unteroffiziers gewahrte. Das Gescho? hatte Wayth buchstablich in zwei Teile gerissen und wie Pfannkuchen gegen den Mast geklatscht.

Irgendwie gelang es Blissett zu schreien:»An Deck! Kustenbatterie backbord voraus!»

Erst jetzt bemerkte er, da? er — abgesehen von dem Toten — allein war. Sein Freund Dick und der andere Marinesoldat mu?ten aufs Deck hinabgeschleudert worden sein. Blissett lehnte seine Muskete gegen den Handlauf und richtete sein Schwenkgeschutz auf das Ufer. Dem ersten Schu? folgte augenblicklich ein zweiter. Es loste Alarmschreie auf dem Hauptdeck der Tempest aus, als das Gescho? zwischen den Masten hindurchflog und den Strand auf der entgegengesetzten Seite aufwuhlte. Bolitho schrie:»Beide Batterien Feuer frei, Mr. Keen!«Er wandte sich ab, als Blut und Fleischfetzen durch die Schutznetze fielen. Im Gro?topp war jemand getroffen und getotet worden, und zwei Marinesoldaten waren uber Bord gegangen. Ob tot oder lebendig, wu?te er nicht. Hurrarufe erschollen von der Steuerbordbatterie, aber die Stimmen hatten einen seltsam wilden Klang. Wahrscheinlich versuchten die Leute, ihr Erschrecken uber das plotzliche Bombardement zu ubertonen. Doch gleich wurden sie zuruckschlagen, es heimzahlen. Der Larm stockte und verstummte vollends, als die versteckten Geschutze wieder feuerten und ein schweres Gescho? kurz vor die Bordwand setzten. Bolitho sah Spritzwasser uber die Netze spruhen. Einer der Matrosen blickte auf, als ob er erwarte, einen Enterer zu sehen. Es uberlief ihn kalt, seine Gedanken hielten mit der schnellen Folge der Ereignisse noch nicht Schritt. Wieder ein Schu?, zweifellos aus einem dritten Geschutz, vielleicht auf halber Hohe des Abhangs oberhalb der brennenden Hutten. Das Gescho? ging zu weit und warf dicht bei den Felsen eine hohe Wasserfontane auf.

Keen hob den Degen hoch uber den Kopf.»Fertig, Leute! Fertig!»

Da sah Bolitho den Degen sinken und furchtete schon, Keen sei von einem versteckten Scharfschutzen getroffen worden. Aber Keen kam nach achtern gerannt, von den Blicken aller verfolgt, an denen er vorbeikam.

«Zum Teufel, Mr. Keen, was soll das?«Borlases Stimme klang schriller denn je.

Aber Keen sprang schon halb die Leiter herauf und schrie Bolitho zu:»Sir, die Masten sind Attrappen! Dort ankern keine Schiffe!»

Wie um seine Worte noch zu unterstreichen, schlug eine Kugel in eine Stuckpforte und warf einen Zwolfpfunder um, der zwei Mann unter sich begrub. Die Luft hallte wider von Schreien und Stohnen, als die Kugel an einem Geschutz auf der anderen Deckseite zu Splittern zerbarst. Manner sturzten um sich schlagend oder in ihre Wunden verkrallt. Schleifspuren aus dunklem Blut markierten ihren Todeskampf.

«Backbordbatterie feuern!«Bolitho trat schnell zum

Kompa?.»Breitseite, und dann Schrapnell laden!»

In seinem gemarterten Hirn glomm die Hoffnung auf, da?

sie einige der so gut plazierten Geschutze treffen und damit

Zeit gewinnen konnten, aus der Bucht zu kreuzen.

«Feuer!»

Das Schiff bockte und vibrierte, als ob es auf eine Sandbank gelaufen sei. Qualm der unregelma?igen Breitseite walzte sich in dichten Schwaden nach Lee. Wie wahnsinnig trieben die Geschutzfuhrer ihre Leute an, mit Schrapnell neu zu laden, wahrend die Schiffsjungen mit neuem Pulver herbeirannten, wie blind gegenuber den verstummelten Leichen und fortkriechenden Verwundeten.»Fertig!»

Einer nach dem anderen sahen die Stuckfuhrer zu Keen hinuber, die Abzugsleinen schon fast gespannt.»Auf dem Scheitelpunkt — Feuer!»

Diesmal klappte es besser, und Bolitho glaubte zu sehen, wie die Baume und brennenden Hutten erbebten, als die geballten Schrapnelladungen einschlugen.

Die Antwort erfolgte ebenso schnell: zwei Einschlage, beinahe gleichzeitig. Einer traf das Vorschiff, und Bolitho horte Holz krachen und Splitter pfeifen, sah Manner wie von einem entsetzlichen Windsto? niedergemaht werden. Er spurte den Luftdruck uber seinem Kopf und zuckte zusammen, als das Gescho? uber ihm die Takelage zerri? und einen weiteren Matrosen zerschmetterte, der nach oben geklettert war, um einen Schaden zu reparieren. Der Mann fiel mit einem dumpfen Aufschlag auf ein Achter-decksgeschutz und zuckte noch ein paarmal wie eine obszone, in Blut getauchte Kreatur, ehe er starb und von der abgestumpften Bedienung beiseitegezerrt wurde.»Klar zur Wende, Mr. Lakey!»

Bolitho taumelte, als sich das Deck unter einer weiteren, langsamen Breitseite aufbaumte. Gott sei Dank trieb der Qualm auf die versteckten Geschutze an Land zu. Das war ihre einzige Deckung.

Lakey nickte ruckartig.»Sofort, Sir. «Er hob die Hande als Trichter an den Mund:»An die Brassen, Mr. Borlase!«Borlase blickte mit vorquellenden Augen nach achtern. Wieder heulte ein Gescho? dicht uber die Netze, und das schien den Leutnant aus seiner Erstarrung zu rei?en.»An die Brassen! Raumt die Steuerbordbatterie, wenn es sein mu?, aber Bewegung!»

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