Fieber an Bord: Fregattenkapitan Bolitho in Polynesien - Kent Alexander - Страница 50
- Предыдущая
- 50/86
- Следующая
Jemand mu?te gefunden werden, der die Stelle des armen Noddall ubernahm.
Er drehte sich um, als der Posten von der Gangway rief:»Die Jolle kommt zuruck.»
Borlase sagte schroff:»Die Streife bringt die beiden Deserteure zuruck. Sie sollten bis zur Bewu?tlosigkeit ausgepeitscht werden, nach dem, was wir durchgemacht haben!»
«Das meine ich nicht. «Herrick beobachtete das naherkommende Boot, die beiden bedruckten Gestalten zwischen den Marinesoldaten.»Wir brauchen jeden gesunden Mann, und, bei Gott, die beiden werden arbeiten!«Er sah Jury mit einem seiner Unteroffiziere auf sich zukommen, und aus der entgegengesetzten Richtung tauchte die rote Weste des Zimmermanns auf. Fragen, Dinge, die gesucht wurden, Dinge, die kaputtgegangen waren. Er lachelte. Das alles gehorte zur taglichen Arbeit eines jeden Ersten Offiziers.
Es war eine gemischte Gesellschaft. Raymond, sehr beherrscht und streng, sa? an einem langen, mit Schnitzereien verzierten Tisch. John Hardacre, mit buschigem Haar und Bart und in seiner lose fallenden, fremdartigen Robe, unterschied sich sehr von Raymonds gepflegter Eleganz.
Auf der anderen Seite des Raums sa?, ein Bein lassig uber das andere geschlagen, der Kommandant der Narval, Comte de Barras, mit seinem dienstaltesten Offizier, Leutnant Vicariot. Beide waren in leuchtend blauen und wei?en Uniformen, und de Barras' Perucke fugte dem Bild noch einen zusatzlichen Akzent des Unwirklichen hinzu. Die Franzosen boten so elegante Erscheinungen, da? Bolitho sich daneben schabig vorkam, und ein Blick auf Herrick uberzeugte ihn, da? sein Erster Offizier weitgehend das Gleiche empfand.
Ein pockennarbiger Aufseher von der Siedlung, ein Mischling namens Kimura, der mehr als alles andere wie ein Henkersknecht wirkte, vervollstandigte die Versammlung. Bolitho versuchte, in seinem Rohrstuhl bequem zu sitzen. Er fragte sich, wie der Ort hier wohl in einem Jahr aussehen mochte. Ein gro?es, gut gebautes Haus und eine gedeihende Gemeinschaft von Handlern und Verwaltungsbeamten? Schreiber und Vorarbeiter, Fachleute fur dieses und jenes aus England? Oder wurde es so sein, wie er es schon an anderen Orten in der Sudsee gesehen hatte? Vom Dschungel wieder uberwuchert, selbst von den Eingeborenen verlassen, die in die Abhangigkeit von Au?enposten dieser Art geraten waren?
Durch ein hohes Fenster, gegen die strahlende Sonne durch geflochtene Matten gut geschutzt, konnte er das Ende der Bucht sehen, eine dunkelgrune Landzunge, hinter der sich die See wie ein durch einen Deich eingedammtes Wasser erstreckte.
Die Tempest lag seit funf Tagen vor Anker, Tage endloser Arbeit und aufflammender Temperamente. Drei Leute waren ausgepeitscht worden aus so trivialen Anlassen, da? man zu anderen Zeiten daruber hinweggegangen ware. Bolitho verabscheute uberflussige Bestrafungen genausosehr wie die Leute, die darin das beste Mittel sahen, Versto?e zu ahnden.
Die enge Nachbarschaft des franzosischen Schiffes hatte alles noch verschlimmert, die Gesichter, die seine Reling saumten, um das bittere Ritual der Bestrafung mit der Peitsche zu beobachten.
Bolitho war mehrmals an Land gewesen, um Raymond uber die Fortschritte bei der Arbeit zu berichten, um mit den Wachen des Corps, die mit den Straflingen aus Sydney gekommen waren, uber Sicherheitsfragen zu beraten. Er hatte auch eine Fulle von Moglichkeiten gehabt, mit Deportierten zusammenzukommen. Selbst nach den langen Monaten, die sie auf ihre Prozesse gewartet und die weite Reise ans andere Ende der Welt zuruckgelegt hatten, schienen sie immer noch gelahmt zu sein. Aber sie wirkten durchaus gesund und waren auch nicht mehr so verstort wie damals, als Bolitho einige an Bord der Eurotas gesehen hatte.
Die Eurotas stellte ihn vor ein Ratsel. Warum konnte man sie entbehren und hier in der Bucht nutzlos vor Anker liegen lassen? Versorgungsschiff war sie nicht, und von ihrer unterbesetzten Mannschaft abgesehen, schien sie nichts anderes zu bieten als eine Fluchtmoglichkeit, wenn die Siedlung in Gefahr geriet. Bolitho wu?te, da? Herrick zweimal druben auf dem Schiff gewesen war und versucht hatte, Manner fur die Tempest anzuwerben. Durch Mittel, uber die Bolitho nur Vermutungen anstellen konnte, hatte er sechs neue Leute angeworben, alle ausgebildete Matrosen. Was es Herrick auch an Geduld und Humor gekostet haben mochte, die Leute waren ihr Gewicht in Gold wert. Zweifellos war nach allen Andeutungen und Versprechungen aus Sydney damit zu rechnen, da? schlie?lich jemand mit einer neuen Vollmacht erscheinen wurde, um die Eurotas wieder fur die Regierung zu ubernehmen, und dann wurde sie fortsegeln.
Er versuchte, sich auf die im Raum Anwesenden zu konzentrieren, den Platz zu finden, den sie in dem Puzzlespiel einnahmen. Aber es war nur zu leicht, statt dessen an Viola Raymond zu denken. Er hatte sie nur einmal nach seiner Ruckkehr gesehen, wahrend ihr Mann an Bord der franzosischen Fregatte die Gastfreundschaft von de Barras geno?. Fur gerade eine Stunde war er mit ihr zusammen gewesen. Aber nicht allein. Um sie so gut er konnte vor weiterem Klatsch zu schutzen, hatte Bolitho sie zu der neugeschaffenen Lichtung begleitet, wo eine Gruppe Straflinge eine Reihe Hutten fur ihren eigenen Bedarf errichteten.
Ihre schweigsame Zofe, die einzige weibliche Deportierte auf den Levu-Inseln, war ihnen gefolgt. Sie hatte weder nach rechts noch nach links geblickt, als sie an den Hutten vorbeikamen.
Bolitho hatte gesagt:»Bald kommt eine Brigg aus England. «Er hatte Viola angesehen, die Art, wie sie den Kopf hielt, ihr volles, schimmerndes Haar unter dem breiten Strohhut. Sie erschien ihm bezaubernder als je zuvor.»Wenn du darauf bestehst, mit ihr nach Sydney zu fahren, kann ihr Kapitan es dir nicht verweigern. Und dein Mann kann es auch nicht. Du hast seinen Wunschen entsprochen. Die Geste ist gemacht. Nichts kann dadurch gewonnen werden, da? du hier bleibst, und ich will nicht, da? er einfach nur zusieht, wie du deine Gesundheit aufs Spiel setzt.»
Darauf war sie stehengeblieben, hatte seine Hande ergriffen und ihn herumgezogen, so da? er sie ansah.»Du verstehst mich uberhaupt nicht, Richard. «Mit leuchtenden Augen hatte sie zu ihm aufgelachelt.»Was ware, wenn ich tate, was du vorschlagst? Namlich das nachste erreichbare Schiff nach England nehmen, meine sieben Sachen zusammenpacken und in dein Haus in
Falmouth einziehen?«Sie hatte den Kopf geschuttelt, noch ehe er protestieren konnte.»Ich liebe dich so sehr, und deshalb will ich hierbleiben. Ich mu? hier sein. Hunderte und Aberhunderte Meilen von dir entfernt mir bange Fragen stellen, mich um dich angstigen und darauf warten, da? dein Schiff Anker wirft — das wurde meine Qualen nur vergro?ern. Hier kann ich dich wenigstens sehen. Dich beruhren. Dir nahe sein. Ich wei?, wenn ich zulasse, da? wir wieder voneinander getrennt werden, wird es fur immer sein. Wenn du nach Neusudwales, nach Indien, ans Ende der Welt befohlen wirst, dann werde ich nach Falmouth gehen und zwar gern. «Sie hatte wieder den Kopf geschuttelt.»Aber dich James auszuliefern? Niemals!«Daran dachte Bolitho, als er beobachtete, wie Raymonds Finger in seinen amtlichen Papieren blatterten. Sie hatte recht. Er hatte es nicht verstanden. Er hatte nur an ihre Sicherheit gedacht, daran, da? sie von Raymond frei sein wurde. Aber Liebe kannte eben keine Vorsicht und machte aus Weisen Narren.»Und jetzt, meine Herren…«Raymond blickte auf.»Folgendes ist meiner Ansicht nach unser nachstes Ziel. Fur mich selbst ist der Ausbau und der Schutz dieser Siedlung und ihrer Handelswege wichtig. «Er lachelte in de Barras' delikat geschnittenes Gesicht.»Und Sie, M'sieu le Comte, wunschen diesen Renegaten wieder zu fassen und in Ihre Heimat zuruckzukehren, wie es Ihre ursprungliche Absicht war.»
De Barras nickte leicht, die Lippen etwas vorgeschoben, vorsichtig, nicht gewillt, zu fruh seine Karten aufzudecken. Raymond sah Hardacre an.»Ich wei?, welche Empfindungen die jungsten Ereignisse bei Ihnen ausgelost haben, aber ich furchte, sie sind schon seit Monaten zu erwarten gewesen. Diejenigen, die mit einem Problem leben, sind oft die letzten, die es wahrnehmen. «Ein freundliches Lacheln.»Wir sind jedoch jetzt hier, und ob es ihnen pa?t oder nicht, ein paar Eingeborene werden sich mit uns abfinden mussen. Wir sind nicht eine x-beliebige Gesellschaft mit einer Konzession oder ein privates Unternehmen. Die Krone erhebt Anspruch auf diese Inseln und ist berechtigt, ihren Anspruch zu schutzen. «Bolitho beobachtete de Barras, der bei den letzten Worten seinem Leutnant rasch einen Blick zugeworfen hatte. Raymond hatte seine Position sehr klar dargelegt, wohl in der Annahme, da? auch die Franzosen ein Auge auf die Levu-Inseln geworfen hatten.
- Предыдущая
- 50/86
- Следующая