Fieber an Bord: Fregattenkapitan Bolitho in Polynesien - Kent Alexander - Страница 8
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«Rufen Sie den Steuermann, Thomas. Wir werden einen neuen Kurs abstecken und beschlie?en, was wir unternehmen sollen.»
Herrick sah ihm nach, wie er mit versonnenem Gesicht zur Kampanje schritt. Er sagte zu Keen:»Achten Sie auf Ihre Wache. Spatestens in einer Stunde brauchen wir alle Mann. «Keen antwortete nicht. Auch er erinnerte sich an Viola Raymond, sie hatte ihn gepflegt, nachdem er verwundet an Land gebracht worden war. Wie manchem anderen war ihm ihre Beziehung zum Kommandanten bekannt und auch, was Herrick davon hielt. Keen mochte sie beide, besonders aber Bolitho. Wenn der Viola Raymond suchen und damit neue Gefahren heraufbeschworen wollte, so war das seine Angelegenheit. Er beobachtete Herricks besorgtes Gesicht. Oder etwa nicht?
In dem kleinen Kartenraum unter der Kampanje, neben der Steuermannskajute, beugte Bolitho sich uber den Tisch und sah zu, wie Lakey sich mit Zirkel und Lineal zu schaffen machte.
«Wenn der Wind anhalt, morgen Mittag. «Lakey blickte auf, sein hageres Gesicht hob sich nur als Silhouette vor einem offenen Bullauge ab.
Dahinter schimmerte das Meer schmerzhaft in den Augen. Wieviel schlimmer mu?te es auf einem gro?en, mit Deportierten uberladenen Frachter sein. Wenn die Eurotas irgendwo auf Grund sa?, konnte ihre Lage schnell wirklich kritisch werden. Der Wunsch zu entkommen, fur die geringste Uberlebenschance frei zu sein, konnte Menschen zum Au?ersten treiben.
>Wenn der Wind anhalt.< Das mu? sich jedem Seeoffizier mit der Zeit ins Herz eingraben, dachte Bolitho. Er sah Lakey nachdenklich an.»Dann bleibt es dabei. Hundertvierzig Meilen bis Tongatapu. Wenn wir nach der Kursanderung funf Knoten schaffen, halte ich Ihre Schatzung fur angemessen.»
Lakey hob die Schultern. Lob oder Kritik beruhrten ihn nur selten.»Mir wird wohler sein, wenn ich das Mittagsbesteck gesehen habe, Sir. «Bolitho lachelte.»Also gut.»
Er drehte sich auf dem Absatz um und eilte aufs Achterdeck zuruck, denn er wu?te, Lakey wurde bereit sein, sobald er benotigt wurde.
«Also, Thomas, wir wenden zur halben Stunde und gehen auf Nordwestkurs. Das gibt uns Seeraum, wenn wir uns den Riffen nahern. Au?erdem sind wir dann in besserer Position, um eine andere Insel anzulaufen, sollte der Wind umspringen.»
Als ein Schiffsjunge das Halbstundenglas neben dem Kompa? umdrehte, hatten die Matrosen schon die Brassen besetzt und holten keuchend die gro?en Rahen der Fregatte herum.
Die Tempest gehorchte dem Ruder und walzte sich schwerfallig auf den anderen Bug. Bolitho verfolgte genau, wie lange das Manover dauerte. Trotz des schwachen Windes hatte er jeden verfugbaren Mann an Deck und in der Takelage eingesetzt, denn er hielt es fur toricht, bei Routinemanovern Nachlassigkeiten und Fluchtigkeit zuzulassen. In der Schlacht, wenn der gro?te Teil der Besatzung an den Geschutzen und mit Reparaturen beschaftigt war, mu?te das Schiff von viel weniger Leuten bedient werden. Dennoch hatte die Tempest soeben eher mit der gelassenen Wurde eines Linienschiffs als mit der Behendigkeit einer Fregatte reagiert. Stets war die Gefahr gro?, selbstzufrieden zu werden und den knochenbrechenden und undankbaren Geschutz- und Segel-drill unter Gefechtsbedingungen zu verschieben. Hier drau?en, wo man manchmal monatelang kein anderes Kriegsschiff zu Gesicht bekam, fiel der notige Exerziereifer schwer, besonders wenn man selbst ihn nur zu gern verga?. Bolitho verfugte uber eigene bittere Erfahrung. Als Kommandant der Undine war er seinerzeit zum offenen Kampf mit einer starken franzosischen Fregatte gezwungen worden, der Argus unter dem Befehl von Le Chaumareys, einem der erfahrensten und fahigsten Kommandanten des Admirals Suffren. Le Chaumareys verfugte uber einen Kaperbrief des Eingeborenenherrschers Muljadi, war aber im besten Sinn des Wortes franzosischer Offizier geblieben. Er hatte Bolitho sogar davor gewarnt, es zur gleichen Zeit mit der Argus, mit Muljadis Piratenflotte und der lahmenden Inkompetenz der Regierungen am anderen Ende der Welt aufzunehmen. Doch konnte gerade die Machtprobe zwischen ihren beiden Schiffen uber das Geschick eines gro?en Teils Indiens entscheiden.
Wie jetzt auf der Tempest, war Bolitho mit einer bunt zusammengewurfelten Besatzung gesegnet, und alles, was er dem Franzosen und seiner gutgedrillten Mannschaft entgegenzusetzen hatte, waren Jugend und frische Ideen. Le Chaumareys hatte seine Heimat schon vor Jahren verlassen. Sein jetziges Kommando unter einer fremden Flagge sollte sein letztes sein, ehe er sich ehrenvoll nach seinem geliebten Frankreich zuruckzog. Doch es waren gerade seine Vorliebe fur Routine, sein Vertrauen zu bewahrten Methoden und Manovern gewesen, die ihn den Sieg und das Leben gekostet hatten.[11]
Bolitho fragte sich, wie lange es dauern wurde, bis er zu selbstzufrieden oder zu erschopft sein wurde, einer wirklichen Herausforderung entgegenzutreten. Oder ob er auch kunftig die Schwachen wurde erkennen konnen, wenn kein anderer da war, um ihn darauf hinzuweisen.»Kurs Nordwest, Sir. Voll und bei. «Herrick wischte sich mit dem Handgelenk uber die Stirn.»Und auf diesem Bug ist es auch nicht kuhler.»
Bolitho nahm das Teleskop von Midshipman Swift entgegen und richtete es nach vorn. Er blickte durch die straffen Wanten und Stage, uber die goldene Schulter der Galionsfigur hinweg, und weiter ins Nichts.»Gut. Schicken Sie die Freiwache unter Deck. «Er hielt Herrick zuruck, der schon davoneilen wollte.»Wie ich horte, wunscht Mr. Borlase, da? Sie heute einen Seemann bestrafen?»
Herrick sah ihn ernst an.»Ja, Sir: Peterson. Wegen Unbotma?igkeit. Er beschimpfte einen Bootsmannsmaat.«»Verstehe. Dann verwarnen Sie den Mann selbst, Thomas. Ihn fur eine solche Geringfugigkeit auszupeitschen, wurde nichts besser machen. Und dann sprechen Sie mit Mr. Borlase. Ich dulde nicht da? er oder ein anderer Offizier in dieser Weise seine Verantwortung von sich schiebt. Er war Wachfuhrer und hatte den Fall sofort bereinigen mussen. «Herrick sah Bolitho nach, der das Deck verlie?, und verfluchte sich, da? er die Sache nicht fruher bereinigt hatte. Da? er es Borlase hatte durchgehen lassen, wie schon so oft. Wenn man mude und von der Sonne ausgedorrt war, schien es oft einfacher, etwas selbst zu tun, als den ublichen Dienstweg einzuhalten.
Das ist auch der Grund, weshalb ich es nie weiter als bis zum Leutnant bringen werde, dachte er. Wahrend Herrick in Luv auf und ab ging, wurde er fast, standig von Keen und Midshipman Swift beobachtet. Vom Midshipman auf der Undine zum Dritten Offizier der Tempest: Als Keen befordert worden war und die Offiziersprufung bestanden hatte, war er uberzeugt gewesen, da? nichts ihn je stolzer machen wurde. Doch nun beobachtete er Herrick und fragte sich nicht zum erstenmal, wann der nachste Schritt in seiner Karriere kommen wurde. Mancher Leutnant schien automatisch zum Kapitan zu avancieren und unaufhaltsam hoher zu steigen — wie ein Komet. Andere blieben Jahr fur Jahr auf der gleichen Stufe, bis die Marine sie ausstie? wie Strandgut. Wenn er doch im Krieg schon alt genug gewesen ware, um unter Mannern wie Bolitho und Herrick voll zu dienen! Er horte Lakeys leichten Schritt neben sich.»Ich dachte gerade…»
Der Steuermann lachelte grimmig.»Mein Alter in Tresco sagte immer, uberla? das Denken den Pferden, Tobias, sie haben gro?ere Kopfe als du. «Das schien ihn zu amusieren.»Wir haben einem Kurs zu folgen, Mr. Keen. Und kein Bruten oder Bohren wird die Absichten des Kommandanten andern, um keinen Deut.»
Keen grinste. Er mochte Lakey, obwohl ihre Welten so weit auseinander lagen.»Ich will's mir merken.»
Bolitho sa? an seinem Schreibtisch und arbeitete sich langsam durch das tagliche Pensum. Wie meistens wahrend der Vormittagswache empfing er einen regelma?igen Strom von Besuchern.
Bynoe, der Zahlmeister, verlangte eine Unterschrift fur seine Liste frisch geoffneter Fleischfasser. Er hatte harte Augen und ein noch harteres Herz, war aber besser als viele seines
11
Siehe DER PIRATENFURST
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