Der Stolz der Flotte: Flaggkapitan Bolitho vor der Barbareskenkuste - Kent Alexander - Страница 74
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Und doch mu?te Alava gewu?t haben, da? Bolitho bluffte, wenn er damit drohte, Garnison und Passagiere den Berberpiraten preiszugeben. Er mu?te mit dem Gedanken gespielt haben, seinen Standpunkt zu behaupten — bis zu dem Moment, als Giffard mit seinem furchtbaren Fund hereingeplatzt war. Genau im richtigen Moment; Bolitho selbst hatte es nicht besser arrangieren konnen.
Als er mit Gillmor und Inch sprach, hatte er sich an Broughtons Warnung, an sein Mi?trauen gegenuber Draffen erinnert. Was wurde er sagen, wenn er den vollen Umfang von Draffens Verraterei — falls es das war — erfuhr? Draffen konnte ja ebenfalls tot sein oder sich schreiend unter der Folter krummen.
Da jetzt der Wind endlich wieder aufgefrischt hatte, bestand ein Schimmer von Hoffnung. Von dem Moment an, als der Reiter Gif-fards Leuten den Korb vor die Fu?e geworfen hatte, war es klar, da? die Einnahme des Kastells an der ganzen Kuste bekannt war. Das Geschwader war immer noch nicht da; der Himmel mochte wissen, wie weit es inzwischen bei dem auffrischenden Wind gekommen war; und somit konnte man durchaus mit einem massiven Angriff der Berber auf das Kastell rechnen. Alava hatte erwahnt, da? Messadi mit seinen Piraten erhebliche Teile des Kustengebiets beherrschte und terrorisierte. Schebecken vom gleichen Typ wie die, welche die Na-varra angegriffen hatten, konnten notigenfalls sehr dicht unter der
Kuste operieren, wo sie einen Angriff schwerer Kriegsschiffe nicht zu furchten brauchten.
Messadis Nachrichtendienst mu?te ebenso gut sein wie der Draf-fens, dachte Bolitho. Denn es war ganz klar, da? der Angriff auf die Navarra nicht auf einem zufalligen Treffen auf hoher See beruhte. Dafur waren die Schebecken viel zu weit ab vom Land gewesen, und wenn es nicht plotzlich Sturm gegeben hatte, waren es bestimmt noch mehr gewesen. In diesem Fall hatte die Navarra den Angriff nicht abschlagen konnen, und Witrand ware mit den anderen an Ort und Stelle getotet worden; die Ubernahme Djafous durch die Franzosen ware so lange verzogert worden, bis seine ursprunglichen Eigner, die Berber, es wiedererobert hatten. Oder bis Broughton ihnen zuvorgekommen ware und dann selbst gesehen hatte, da? die Bucht als britische Basis nicht zu gebrauchen war.
Nachdenklich sagte Gillmor:»Die Frogs wollen also Malta nehmen, eh? Und dann immer so weiter, und kein britisches Schiff ist da, um ihnen Widerstand zu leisten!»
«Ohne Hilfe konnen wir nichts machen«, hatte Inch noch gesagt.
Es war, als hatte er seine Gedanken laut ausgesprochen. Aber Bo-litho erwiderte:»Ich habe immer gesagt: das Kastell ist Djafou. Fallt es, dann ist die Bucht fur keinen sicher — weder fur Franzosen, noch fur Piraten, oder, was das anlangt, fur uns. Wir mussen es zerstoren, es so zerschlagen, da? es Monate, vielleicht ein Jahr dauert, es wieder aufzubauen. In dieser Zeit konnen wir in ausreichender Starke wieder in diese Gewasser zuruckkommen und den Franzosen da schlagen, wo es ihm am wehesten tut. Zur See!«Seine Worte bewirkten, da? ihr Pessimismus wich und schlie?lich in erregte Spannung umschlug.
Gillmor hatte etwas abgebremst.»Daruber mu?ten Sie doch wohl mit Sir Lucius Broughton sprechen?»
Darauf hatte Bolitho in die Bucht gedeutet, wo die Wellen im auffrischenden Wind bereits wei?e Kappen bekamen.»Erst mussen wir den Schlag gegen jene fuhren, die diese Festung fur ihre eigenen niedertrachtigen Zwecke so notig brauchen. Der Wind halt sich vielleicht, und wenn ja, ist das ein unerwarteter Vorteil fur uns, den wir ausnutzen mussen.»
Das war erst vor einer Stunde gewesen. Jetzt war es Zeit zum Handeln, sonst wurde die Hekla echte Schwierigkeiten bekommen, sich am Kastell vorbei in die offene See durchzukampfen. Die Coquette sollte vor Anker bleiben und, falls Bolithos Angriff mi?lang, nach seiner schriftlichen Order handeln: das Kastell demolieren, aber jeden
Spanier, jeden Marine-Infanteristen, jede lebende Seele uberhaupt mit allen zur Verfugung stehenden Mitteln evakuieren.
So enttauscht Gillmor war, da? er bleiben mu?te, war er deswegen doch nicht weniger besorgt um Bolitho.»Angenommen, Alavas Informationen stimmen nicht, Sir, und diese Berberpiraten sitzen ganz woanders? Oder Sie werden uberrannt? Dann mu? ich den Befehlen gehorchen, die Sie mir hinterlassen. Das konnte sehr leicht Ihren Untergang bedeuten, und dabei wissen wir doch, da? Sie zum Besten aller handeln.»
«Wenn das passiert, Captain Gillmor, dann brauchen Sie wenigstens nicht mitanzusehen, wie ich wegen eigenmachtigen Handelns kassiert werde«, hatte Bolitho erwidert und uber Gillmors verdutztes Gesicht gelachelt.»Dann bin ich namlich ohne jeden Zweifel tot.»
Aber als er seinen Hut aufnahm, der an der Lehne des gro?en Sessels im Kommandeurszimmer hing, fiel ihm Gillmors Warnung wieder ein. Mit einigem Gluck wurden sie irgendwo drau?en auf die Restless sto?en, und diese konnte, was der schweren Fregatte nicht moglich war, Unterstutzung leisten. Mit einigem Gluck! Aber es zahlte sich nie aus, sich allzusehr auf Gluck zu verlassen.
Er sah Allday an.»Fertig?»
«Aye, Captain.»
Unten am Landungssteg, dessen Steine noch Spuren von Musketenkugeln und Sawles Sprengladung trugen, spurte man den Wind starker; man kam nur muhsam vorwarts und spurte Sand zwischen den Zahnen. Bolitho sah mehrere Boote, gedrangt voll mit den Passagieren der Navarra, und ein paar von Giffards Marine-Infanteristen. Auf seine Anordnung hin wurden alle Truppen au?er den Schildwachen eingezogen und zur Sicherung des Forts verwandt, und er fand noch Zeit, sich zu fragen, was sie wohl denken mochten, wenn sie dort drin wie Tiere in der Falle sa?en und die finsteren Mauern anstarrten.
Giffard und Bickford warteten schon bei der Gig, und der Hauptmann sagte argerlich:»Ich bin immer noch der Ansicht, meine Truppe sollte im Eilmarsch quer durch das Hinterland sto?en, Sir.»
Bolitho musterte ihn mit einem gewissen Wohlwollen.»Wenn wir mehr Zeit hatten, wurde ich dem zustimmen. Aber Sie haben selbst gesagt, da? in diesen zerklufteten Bergen ein paar gutplazierte Scharfschutzen eine ganze Armee aufhalten konnen. Haben Sie nur keine Angst, Sie werden bald reichlich zu tun bekommen.»
Zu Bickford sagte er:»Mr. Fittock soll sich daranmachen, im Magazin und den unteren Raumen Sprengladungen zu legen. Das ist was fur ihn, glaube ich. «Der Leutnant machte dazu ein so verbissenes Gesicht, da? Bolitho lacheln mu?te.
Da kam Calvert hastig die Stufen herunter, mit so grimmig entschlossener Miene, wie man es sonst nicht an ihm kannte.
«Mit Ihrer Erlaubnis, Sir, mochte ich zu Ihnen auf die Hekla.»
Bolitho merkte, da? Giffard mi?billigend die Mundwinkel herabzog und da? einige Matrosen der Bootsbesatzung Calvert neugierig oder sogar verachtlich ansahen. Spontan sagte er:»Sicher. Steigen Sie ins Boot.»
Dann sagte Giffard mit offensichtlichem Mi?behagen:»Ich haben den — ah — Korb vergraben lassen, Sir. Am Ende des Fahrdammes.»
«Danke. «Bolitho mu?te an die Frau denken, die in Bordeaux wartete. Ob er ihr wohl schreiben sollte, wo Witrand ums Leben gekommen war? Und da? er neben einem britischen Leutnant und einem pickligen Midshipman lag?
Mit kurzem Abschiedsnicken sprang er ins Boot und befahl:»Ablegen!»
Inch begru?te ihn am niedrigen Schanzkleid des Bombenwerfers. Der Hut sa? ihm schief, und er spahte auf die wei?en Wogenkamme jenseits der Landzunge. Dann sah er Calvert, offnete den Mund, wollte etwas sagen, uberlegte es sich jedoch anders. Er kannte schlie?lich Bolitho besser als die meisten anderen. Und wenn der etwas tat, dann hatte er gewohnlich gute Grunde dafur.
Das Boot wurde an Bord gehievt und auf seinem Gestell festgelascht, und dann befahl Inch:»Klar bei Ankerspill. «Er blickte zu Bolitho hin:»Wenn Sie soweit sind, Sir?»
Sie sahen einander in die Augen, trotz des Altersunterschiedes wie Verschworene.»Ab dafur, Commander Inch!«grinste Bolitho.
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