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Der Stolz der Flotte: Flaggkapitan Bolitho vor der Barbareskenkuste - Kent Alexander - Страница 75


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Inch hupfte vor Vergnugen.»Also dann — ab dafur, Sir!»

Im Vergleich zu seinem Logis auf der Euryalus war die Heckkajute des Bombenwerfers eng wie ein Kaninchenstall. Selbst hier wurde deutlich, wie sehr das Schiff auf Festigkeit gebaut war, und die massiven Decksbalken machten den Raum noch niedriger und enger.

Bolitho hockte auf der Sitzbank, sah durch die dicken Fensterscheiben den Gischt drau?en vorbeifliegen und spurte, wie der flache Schiffsrumpf knarrend in eine steile Welle tauchte und schwerfallig nach Backbord drehte. Die Hangelampen schlugen wilde Kreise. Wie mochte erst dem Rudergast auf dem ungeschutzten Deck zumute sein, und jenen Ungluckseligen, die jetzt oben in den Masten waren und reffen mu?ten? Sie taten ihm richtig leid.

Knallend sprang die Tur auf, und Allday erschien mit einer Kanne Kaffee. Er schwankte ruckwarts, konnte sich gerade noch mit den Fersen abstutzen, schwankte wieder und stolperte dann zum Tisch, wobei er sich den Kopf an einem Decksbalken stie?, weil die Hekla gerade in ein so tiefes Wellental rutschte, da? es einem ubel werden konnte. Ein Wunder, da? kein Tropfen des gluhendhei?en Kaffees verlorenging. Das mu? schon ein sehr geschickter Koch sein, dachte Bolitho, der auf einem derartig stampfenden Schiff kochen kann.

Allday rieb sich den Schadel und fragte:»Konnen Sie nicht ein bi?chen schlafen, Captain? Es sind noch vier Stunden bis Tagesanbruch.»

Dankbar lie? sich Bolitho den hei?en Kaffee in den Magen rinnen. Wahrend sich die Hekla von der Kuste freikampfte, hatte er vor Nachdenken nicht schlafen konnen; jetzt aber, da die Zeit allmahlich knapper wurde, mu?te er es wenigstens versuchen. Calvert lag, in eine Decke gewickelt, in einer der beiden kistenartigen Kojen; doch ob er schlief oder uber Leleans Tod nachgrubelte, war schwer zu sagen. Er hatte ihn in Djafou lassen sollen, das war ihm durchaus klar. Doch ebenso klar war ihm, da? Calvert verruckt geworden ware, hatte er ihn der Folter seiner Gedanken uberlassen.

«Ich lege mich gleich hin, Allday«, sagte er.

Inch kam in die Kajute; auf seinem Olzeug glanzten die Salzkristalle, und er stolperte zur Kaffeekanne. Er wischte sich das klatschnasse Gesicht ab und sagte:»Der Wind hat etwas gedreht, Sir. Westnordwest, soweit ich sagen kann. In einer Stunde gehe ich uber Stag. «Er hielt inne, weil ihn seine Autoritat als Schiffskommandant plotzlich genierte.»Wenn's Ihnen recht ist, Sir.»

Bolitho lachelte.»Sie sind der Kommandant. Bestimmt ist es richtig fur unser Vorhaben. Bei Tagesanbruch sichten wir vielleicht die Restless.«Er zwang sein Gehirn, sich nicht mehr mit seinen Zweifeln und Bedenken herumzuschlagen. «Aber jetzt will ich schlafen.»

Allday folgte Inch zur Kampanjeleiter und murmelte:»Mein Gott,

Sir, und ich habe mir eingebildet, ich wurde gern wieder mal auf einem kleinen Schiff fahren!»

«Sie werden eben alt«, grinste der Kommandant.

Die See donnerte uber das Deck, und eine gute Portion kam wie ein Sturzbach die Leiter hinunter auf sie zu.

Allday fluchte lasterlich und erwiderte dann:»Und, mit Respekt, Sir, ich mochte sogar noch 'n bi?chen alter werden, bevor ich sterbe!»

«Guten Morgen, Sir. «Inch fa?te an den Hut, als Bolitho an der Kam-panje erschien und uber das Sull trat.

Bolitho nickte und ging zur Leereling, bereits hellwach von der frischen, feuchten Luft. Das Tageslicht war erst ein ferner Schimmer, und jetzt, da die Hekla uber Stag gegangen war und fast parallel zur Kuste segelte, konnte er schatzen, da? sie kaum mehr als zwei Meilen von ihr entfernt waren. Der Wind hatte noch weiter gedreht und kam jetzt stetig von Backbord; manchmal schlug Spritzwasser uber das starke Schanzkleid und flo? gerauschvoll durch die Speigatten ab. Er konnte Land sehen; es war allerdings nicht mehr als ein purpurner Schatten. Man konnte sich nur schwer vorstellen, da? Djafou erst knappe drei?ig Meilen achteraus lag; aber das kam daher, da? die Hekla zunachst so muhsam gegen den Wind hatte ankreuzen mussen.

Inchs Schiffsfuhrung war gut, und seinem langen Pferdegesicht war uberhaupt nicht anzusehen, da? er fast die ganze Zeit an Deck gestanden hatte, wahrend sein Schiff in weitem Bogen unter standigem Kreuzen bis zu seiner jetzigen Position gelangt war.

Eine dichte Nebelbank kam hinter ihnen her, so da? der falsche Eindruck entstand, das Schiff mache uberhaupt keine Fahrt; doch dieser Eindruck wurde durch den Schaum und das Spritzwasser korrigiert, die um den Bug flogen, und durch die straffen braunlichen Segel uber

Deck.

Er spahte nach vorn und sah einen matten Silberschein uber den tanzenden Wogenkammen: nun mu?te die Sonne gleich aufgehen, wenn auch der ostliche Horizont noch immer hinter Spruhwasser und Schatten verborgen lag. Ein paar Mowen segelten kreischend um die Masttopps; und er fragte sich, ob wohl auch andere Augen als die ihren die vorsichtige Annaherung der Hekla beobachteten. Vorsichtig nicht nur wegen des Uberraschungsmoments. Wahrend er die bereits so nahe Kustenlinie beobachtete, horte er den Lotgasten aussingen:»Sieben Faden!«Sein Ruf ging in dem Knattern und Krachen der Segel fast unter.

Doch Inch schien nichts dabei zu finden — er kannte schlie?lich den flachen Rumpf besser als Bolitho.

Die Schatten an Deck bekamen allmahlich Charakter und Personlichkeit: ein paar Matrosen werkten an den Geschutzen, andere liefen auf dem Vorschiff umher, wo Mr. Broome, der alte Stuckmeister, seine Morser uberprufte.

Aber die Morser waren nicht die einzigen Zahne, mit denen die Hekla bei?en konnte. Au?er ein paar Drehbassen hatte sie noch sechs schwere Karronaden. Und die kraftige Konstruktion der massiven Planken hatte auch etwas fur sich.

«Funf Faden!»

«Einen Strich anluven, Mr. Wilmot!«rief Inch. Sein Erster (und einziger) Offizier schritt breitbeinig uber das krangende Deck, und als das Ruder quietschend herumkam, rief er:»Liegt an, Sir! Ost zu Sud!»

«Sieben Faden!»

«Verdammt!«sagte Inch zu der Welt im allgemeinen,»das ist Seemannslos! Mal rauf, mal runter — wie'n Wasserfall!»

Am Fockmast hatten ein paar Matrosen einen Schleifstein festgelascht und schliffen geschaftig ihre Entersabel — das Knirschen ging Bolitho durch und durch. Wie ubervolkert das Deck war — aber au?er der normalen Besatzung der Hekla waren ja noch die Uberlebenden der Devastation und seines Landekommandos an Bord.

Inch rieb sich das windgerotete Gesicht.»Dauert nicht mehr lange, Sir. «Er deutete nach oben.»Ich habe einen guten Mann im Mast, der nach der Restless Ausschau halt.»

Bolitho erwiderte:»Es soll da so eine schmale Bucht geben, wo dieser Messadi seinen Schlupfwinkel hat. Windschutz genug fur seine Schebecken, und mehrere Dorfer in Reichweite, wo er kriegen kann, was er braucht. «Er blickte Inch forschend an.»Sie konnen doch mit den Morsern feuern, ohne zu ankern, hoffe ich?»

«Aye, Sir«, antwortete Inch stirnrunzelnd;»wir haben es allerdings noch nie gemacht. «Doch dann lachelte er zuversichtlich.»Aber eine Festung hatten wir ja auch noch nie beschossen — und es ging ganz gut.»

«Schon. Sobald Sie das Nest aufgestort haben, schie?en wir auf jeden, der rauskommt. «Er sah zum Himmel empor.»Die Restless wird hoffentlich in der Nahe sein und uns unterstutzen, sobald wir Feindberuhrung haben.»

«Und wenn sie nicht verfugbar ist, Sir?«fragte Inch trocken.»Dann ist sie eben nicht verfugbar«, entgegnete Bolitho achselzuk-kend.

Wieder grinste Inch.»Als ob man in einem Wespennest herumstochert. «Auf eine neue Meldung des Lotgasten eilte er nach vorn und lie? Bolitho mit seinen Gedanken allein.

Das Land nahm jetzt deutlich Form an; es waren dieselben schwarzen und oden Berge wie um Djafou. Die Kustenlinie verlief zwar unregelma?ig, aber von einer Einfahrt oder einer schmalen Bucht war bis jetzt noch nichts zu sehen. Doch das tauschte, wie er aus seiner Knabenzeit wu?te. Einmal, fast noch als Kind, war er in einem kleinen Boot von Falmouth losgefahren und zu seinem Schrecken in eine schnelle Kustenstromung geraten. Irgendwo in der Nahe mu?te eine Bucht sein, wo er in Sicherheit gewesen ware, doch in dem schwindenden Licht konnte er nichts als diese grimmigen, feindseligen Klippen sehen. Er hatte schon alle Hoffnung und fast allen Mut verloren, da fand er sie ganz unerwartet. Ein paar Klippen lagen davor und verbargen sie fast; hinter ihnen war das Wasser glatt und ruhig. Vor Erleichterung war er in Tranen ausgebrochen. Sein Vater fuhr damals zur See. Hugh, sein Bruder, hatte ihn gesucht und hatte ihm eine Ohrfeige verpa?t, als er ihn fand.

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