Eine letzte Breitseite: Kommodore Bolitho im ostlichen Mittelmeer - Kent Alexander - Страница 19
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Ohne die Antwort abzuwarten, schritt er aus dem Zelt.
Eilig flusterte Pascoe:»Er wei? nichts von dem Schoner.»
«Zum Teufel mit dem Schoner, Mr. Pascoe. Was wollen Sie ihm sagen?»
Ehe er antworten konnte, war der spanische Hauptmann wieder da. Vorsichtig legte er eine Hanfschlinge auf den Tisch, trat einen Schritt zuruck und betrachtete sie prufend.
«Sie ist, wie Sie sehen, am Ende zusammengesplei?t«, erklarte er sachlich.»Hier und hier — «, er tippte mit dem Finger darauf — ,»sind zwei Knoten darin: der Schmerzensring. Unsere Inquisitoren fanden ihn recht nutzlich, um Schuldbekenntnisse zu erhalten — in Amerika, glaube ich. «Er sah Pascoe fest ins Gesicht.»Wenn ich Ihnen den um den Kopf legen lasse, passen die Knoten genau auf Ihre Augen. Dreht man die Schlinge von hinten enger, wird der Schmerz unertraglich, das kann ich Ihnen versichern. «Er nahm die Schlinge auf und warf sie der Ordonnanz zu.»Am schlimmsten ist es naturlich, wenn die Augen in den Hohlen zerdruckt werden. «Er gab dem Soldaten einen kurzen Befehl, und dieser rannte hinaus.»Zerplatzen wie Weinbeeren.»
Heiser rief Allday aus:»Sie werden doch nicht unsere Jungs damit martern lassen!»
San Martins Gesicht war vor Erregung verzerrt.»Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sind Kriegsgefangene. Als solche werden Sie behandelt, solange Sie mir unterstehen. «Schwer atmend setzte er sich hin.»Jetzt trinken Sie Ihren Wein.»
Plotzlich ertonte drau?en vor dem Zelt ein furchtbarer Schrei. Allday lie? seinen Becher fallen. Pascoe sturzte zum Eingang, doch da hatte San Martin wie durch Zauber zwei Pistolen in den Handen.»Stehenbleiben! Das ist keiner von Ihren elenden Matrosen, nur ein Strafgefangener. Aber wenn Ihre Leute gesehen haben, wie er leiden mu?, wird der Effekt derselbe sein.»
Mit Augen, die so unbeweglich waren wie seine beiden Pistolen, musterte San Martin Pascoes schreckverzerrtes Gesicht. Die Schreie dauerten an — stundenlang, wie es ihnen vorkam; doch als sie verstummten, hing der hollische Laut noch lange im Zelt.
San Martin steckte die Pistolen in den Gurtel zuruck und sagte:»Seeleute sind redselig. Ich gehe jetzt. Versuchen Sie nicht, das Zelt zu verlassen, es wurde Sie das Leben kosten. «Er nahm seinen Hut auf und schlug den Staub aus dem gelben Federbusch.»Wenn ich mit Ihren Matrosen gesprochen habe, werde ich uber Ihre Schiffe Bescheid wissen — und wahrscheinlich uber vieles mehr. «Er ging hinaus, und es wurde totenstill im Zelt.
Dann sank Pascoe auf den Teppich und wurgte schmerzhaft.»Er hat recht«, stammelte er.
Allday sah seine Verzweiflung, das Zittern seiner wunden Schultern, das Pascoe vergeblich zu beherrschen suchte.»Nur ein Narr wurde schweigen, wenn er diese Folter mitangesehen hat«, sagte er.
Nach einer knappen Stunde kam der spanische Hauptmann zuruck. Er setzte sich auf eine messingbeschlagene Kiste und sagte gelassen:»Einer Ihrer Leute war durchaus gewillt, mit mir zu sprechen. «Er lachelte melancholisch.»Machen Sie kein so besturztes Gesicht, Teniente. Auch meine Leute wurden zu Verratern, wenn sie in der gleichen Lage waren. «Dann wurde er dienstlich.»Ihre Schiffe sind seit uber einer Woche in diesen Gewassern, ja? Sie wollen die Franzosen, unsere Verbundeten, ausspionieren. Diese Dinge gehen mich nichts an. Ich habe lediglich dafur zu sorgen, da? diese Hunde hier in der Bucht ordentliche Verteidigungsanlagen bauen. «Er tippte sich mit dem Rand des Weinbechers ans Kinn.»Eine Information habe ich jedoch bekommen, die an geeigneter Stelle von Wichtigkeit sein kann: Ihre Schiffe haben ein spanisches Fahrzeug gekapert. «Wutend verzog er den Mund.»Diese Idioten, die Sie hergebracht haben, waren so trunken von ihrem lappischen Sieg, da? sie sich ein Schiff unter ihren Nasen wegstehlen lie?en!»
Allday dachte an den Knotenstrick, und der Reiter mit der Peitsche tat ihm beinahe leid. Wie zur Bestatigung zischte San Martin:»Aber das wird nicht wieder vorkommen.»
Muhsam beherrschte er sich.»Egal. Fur Sie ist der Krieg vorbei. Sie werden an einen, ah, sicheren Ort transportiert, wo Sie Ihrem Rang gema? untergebracht werden konnen. Zunachst lasse ich Ihnen etwas zu essen bringen«, schlo? er gleichgultig. Jetzt, da er uber die Gefangenen entschieden hatte, interessierten ihn Schiffe, eigene oder feindliche, offenbar uberhaupt nicht mehr.
Sie wurden von zwei Bewaffneten zu einem nahe gelegenen Zelt eskortiert, und kurze Zeit spater brachte die Ordonnanz des Hauptmanns einen Korb mit Brot und Fruchten, sowie einen Krug sauren Weines.
Bitter sagte Pascoe:»Dann ist es aus mit uns, Allday. Es wird lange dauern, bis wir England wiedersehen. «Er wandte den Kopf ab.»Wenn uberhaupt.»
Vorsichtig, damit die Wachen ihn nicht sahen, trat Allday an die Zeltklappe.»Bis jetzt ist noch gar nichts aus«, sagte er grimmig.»Fur eins konnen wir dankbar sein: dieses Schwabbermaul, mit dem der Don gesprochen hat, war einer von Javals Leuten. Nur die hatten wir ja im Kommando.»
Pascoe sah auf.»Was macht das fur einen Unterschied?»
Allday trat von der Klappe zuruck und go? Wein ein.»Von der Lysander hatte jeder gewu?t, da? Sie der Neffe des Kommodore sind. «Jetzt war Pascoe betroffen, und Allday nickte.»Uberlegen Sie mal, was der Don daraus gemacht hatte. Die hatten mit Ihnen als Geisel allerhand aushandeln konnen.»
Pascoe starrte ihn an.»Daran habe ich gar nicht gedacht.»
«Nicht da? Old Dick…«Er brach ab und grinste.»Entschuldigung, das rutschte mir so raus.»
«Sprechen Sie weiter.»
Allday zuckte die Achseln.»Ich bin lange genug mit Ihrem Onkel gefahren«, sagte er, und seine Stimme schien von weit her zu kommen.»Wir haben eine Menge zusammen erlebt und erreicht. Ich habe gesehen, wie es ihn schmerzte, wenn brave Jungs auf seinen Befehl hin sterben mu?ten. Wie im Tran ist er ubers Deck gegangen, wahrend Splitter rechts und links von ihm hochsprangen, weil die Scharfschutzen ihn aufs Korn genommen hatten. «Fast sah es aus, als schame sich Allday, sein tiefwurzelndes Vertrauen laut werden zu lassen.»Nein, er wurde seine Leute nicht einmal Ihretwegen in den Tod schicken.»
Muhsam stand Pascoe auf und trat zu ihm.» Unsertwegen, wollen Sie sagen.»
Allday lachelte.»Nett von Ihnen, es so auszudrucken. Aber Bootsfuhrer sind leichter zu kriegen als Blutsverwandte.»
Pascoe seufzte.»Ich wunschte, ich konnte etwas fur ihn tun.»
Drau?en ertonte ein Ruf, und Allday spahte wieder durch die Zeltklappe.»Da kommt ein Reiter angeprescht, als ob alle Kobolde von Exmoor hinter ihm her waren!»
«Lassen Sie mich sehen«, sagte Pascoe.
Sie beobachteten San Martin, der vor seinem Zelt stand und mit geneigtem Kopf dem Kurier lauschte, der schon von der Zeltgasse her seine Botschaft heraufrief.
«Da ist was im Gange«, murmelte Allday.
Pascoe fa?te ihn beim Arm.»Ich verstehe ein bi?chen Spanisch. «Er horchte.»Ein Fischer hat ein Schiff gesehen, ein gro?es Schiff«, berichtete er dann leise.
Sekundenlang starrten sie einander an. Dann sagte Allday gepre?t:»Wenn es nur ein Schiff ist, dann wissen wir auch, welches — nicht wahr, Mr. Pascoe?»
San Martin schrie einen Befehl. Dann gellte eine Trompete. Sie traten zuruck.
Allday dachte an die Kustenbatterie auf der Landzunge. Was fur ein Pech, da? dieser Fischer etwas gesehen hatte und San Martin nun gewarnt war.
«Eben wunschten Sie doch, Sie konnten etwas fur Ihren Onkel tun?«Pascoe schien etwas zu dammern; er nickte.»Also: Wenn die Lysander oder ein anderes Schiff des Konigs jetzt die Nase in diese Bucht steckt, dann geht es ihm schlecht — ganz bestimmt.»
San Martins Stimme war auf einmal ganz nahe, und Pascoe sagte rasch:»Einen Schluck Wein?«Er schob Allday seinen vollen Becher in die Hand. »Sagen Sie etwas!«flusterte er.
Allday verschluckte sich beinahe.»Ich wei? das noch wie gestern, als wir damals auf der alten Hyperion waren und…»
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