Eine letzte Breitseite: Kommodore Bolitho im ostlichen Mittelmeer - Kent Alexander - Страница 77
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Fur die Jahreszeit war das Wetter uberraschend schlecht. Wenn Bolitho mit intaktem Geschwader nach Syrakus zuruckkehren wollte, dann mu?te er dafur sorgen, da? seine Schiffe die Reise auch aushielten.
Die Buzzard war erheblich beschadigt; sie hatte mehrere Einschusse unter der Wasserlinie. Einmal, in einer heftigen Sturmbo, als das Segelbergen besonders schwierig gewesen war, hatte er gedacht, sie wurde sinken. Aber Javal hatte seine Fregatte unter ungeheuren Strapazen fur Schiff und Besatzung retten konnen.
Der eroberte Zweidecker, die Immortalite, hatte in den Boen ebenfalls einiges durchgemacht. Den Hauptteil ihrer Besatzung bildeten die Uberlebenden der Osiris. Der Rest kam von allen anderen Schiffen des Geschwaders, und die Manner hatten noch keine Zeit gehabt, zu einer Einheit zusammenzuwachsen. Die behelfsma?ige Ruderanlage war zweimal gebrochen, bevor das Schiff wieder steuerbar wurde, und Bolitho konnte die Entschlossenheit und Ausdauer Gilchrists, ihres vorlaufigen Kommandanten, nur bewundern. Herrick hatte sicherlich die richtige Wahl getroffen. Man konnte sich nur schwer vorstellen, wie das Schiff bei den Schaden und Materialverlusten, die es im Kampf erlitten hatte, ohne Gilchrist uberhaupt durchgekommen ware.
Lachelnd sah Bolitho auf, als Herrick hereinkam.»Setzen Sie sich, Thomas, und trinken Sie ein Glas Wein.»
Herrick nahm Platz und wartete, bis Ozzard ihm einen Becher gebracht hatte.
«Ich bin bei meinem Bericht«, sagte Bolitho.»Sobald das Wetter besser wird, soll Fitz-Clarence nach Syrakus und dann nach Gibraltar segeln. Meinen Sie, da? er das schafft?»
Herrick grinste uber seinem Glas.»Der findet den Weg schon, Sir. «Er verzog das Gesicht, denn eben klatschte ein Gu? Spritzwasser gegen die Fensterscheiben.»Aber das kann noch eine Weile dauern. Gott sei Dank, da? wir diese kleine Insel gefunden haben. Major Leroux hat Patrouillen an Land geschickt und sie anscheinend unbewohnt gefunden. Hier haben wir wenigstens Schutz, bis Gilchrist und Javal mit ihren Reparaturen ein Stuck weiter sind.»
Bolitho sah auf seinen dicken Bericht hinunter.»Mr. Gilchrist macht sich sehr gut, Thomas. «Versonnen blickte er in der Kajute umher; ihm war, als sahe er allerlei Gesichter.»Ich habe empfohlen, ihm bei erster Gelegenheit ein eigenes Schiff zu geben. Eine Brigg am besten, da lernt er die menschlichere Seite eines Kommandos kennen: ein kleines Schiff, auf dem es sehr viel zu tun gibt!»
«Danke, Sir, das freut mich. Ich wei?, Sie konnten ihn nicht ausstehen, und das war mir sehr unangenehm. Aber er hatte schwer zu klettern, bis er da war, wo er jetzt ist, und seine Zahigkeit imponiert mir.»
«Gewi?.»
Bolitho dachte an die Briefe, die er fur den Depeschenbeutel geschrieben hatte. An Farquhars verwitwete Mutter und an andere, die in absehbarer Zeit erfahren wurden, da? ein Ehemann oder Vater nicht mehr heimkehren wurde.
Nach kurzem Schweigen sagte Herrick:»Mr. Grubb furchtet, da? der Wind noch tagelang so ungunstig bleibt, vielleicht noch Wochen. Wir liegen aber hier ganz gemutlich, und da dachte ich, Sie wollten vielleicht jetzt die andere Angelegenheit erledigen.»
«Sie tun recht daran, mich zu erinnern«, erwiderte Bolitho. Vielleicht hatte er es blo? vor sich hergeschoben, weil er die Konfrontation scheute.»Captain Probyn soll morgen an Bord kommen, wenn wir nicht gerade Sturm haben.»
Herrick war offensichtlich erleichtert.»Ich habe seinen Bericht gelesen, Sir: in einer auf der Karte schlecht ausgezeichneten Durchfahrt ist er auf Grund gelaufen. Als ich die Nicator erreichte, sa? sie auf einer Sandbank. Nicht schlimm, aber wir mu?ten immerhin einen Warpanker verwenden.»
Bolitho stand auf und ging zu seinem Weinschrank. Wieder und wieder hatte er uber Herricks unvermutetes und entscheidendes Auftauchen in der Schlacht nachgedacht. Mit Hilfe des Logbuches der Lysander, den ausfuhrlichen Erlauterungen des Masters und den Einzelheiten, die er aus Herrick herausholen konnte, hatte er sich ein Bild von den Bewegungen des Schiffes gemacht, seit es
Syrakus verlassen hatte. Herrick war, von dieser seltsamen inneren Verbundenheit getrieben, nicht direkt nach Korfu gesegelt, sondern viel weiter sudlich auf die afrikanische Kuste zu. Dann nach Osten, immer weiter nach Osten auf der Suche nach einem Schiff, oder, besser noch, nach einer Flotte. Wenn er sich daran erinnerte, wie verzweifelt Herrick vorher gewesen war, wie unfahig, den Posten eines Flaggkapitans auszufullen, kam ihm das Ganze noch unglaublicher vor.
In diesen vielen endlosen Meilen, bis er schlie?lich Alexandria und die Bucht von Abukir gesichtet hatte, an der entlang er bis zum Mundung des machtigen Nil gekommen war, mu?te er ein ganz anderer Mensch geworden sein.
Bolitho hatte ihm seine Anerkennung ausgesprochen, weil er mit einer so unbeugsamen Entschlossenheit, mit einem so unerschutterlichen Glauben an die Richtigkeit der Schlu?folgerungen Bolithos losgesegelt war. Darauf hatte Herrick nur erwidert:»Sie hatten mich uberzeugt, Sir. Und als ich das den Leuten sagte, waren sie bereit, zu segeln, wohin ich wollte. «Er war etwas verlegen geworden, als Major Leroux einmal au?erte:»Captain Herrick hat vor der ganzen Besatzung eine Ansprache gehalten, bei der Ihnen die Ohren geklungen haben mussen, wo Sie auch waren!»
Da von der franzosischen Flotte nichts zu sehen war, hatte sich Herrick schlie?lich entschlossen, Kurs auf Korfu zu nehmen. Uberzeugt davon, da? dort die Versorgungsschiffe warteten, das britische Geschwader aber noch immer in Syrakus vor Anker lag, war er direkt in Bolithos Angriff hineingesegelt. Von Norden nach Suden, so erlauterte er, ware die Uberraschung leichter gewesen, au?erdem hatte er dann die breite Sud-Passage als Fluchtweg gehabt.
So war er auf die Nicator gesto?en. Zwei Schiffe trafen sich wie nach einem festen Zeitplan und genau in der Stunde des Angriffs.
Durch denselben Sturm, der damals Bolithos vermindertes Geschwader zerstreut hatte, war die schnellere Lysander bis zum Nil und wieder uber das Mittelmeer bis nach Korfu getrieben worden.
Bolitho schenkte neu ein und kam wieder an den Tisch.»Wenn nicht gro?e Veranderungen stattgefunden haben, Thomas, konnen wir nur annehmen, da? die Franzosen bald zum Angriff ansetzen werden. Die Korvette, die bei Korfu entwischen konnte, ist vielleicht dorthin zuruckgesegelt; viel wahrscheinlicher ist aber, da? sie Kurs auf Frankreich genommen hat. «Er warf einen Blick auf die salzgestreiften Fenster und horchte auf den Wind, der jaulend durch die Wanten und festgemachten Segel fuhr.»Sie wird schwer zu kampfen haben, und doch mussen wir damit rechnen, da? sie eher als jemand anderer einen Hafen erreicht.»
Nachdenklich nickte Herrick.»Dann konnte sich der franzosische Admiral dazu entschlie?en, herauszukommen. Wenn er wei?, da? seine schwere Artillerie auf dem Meeresgrund liegt, wird er sich auf ein bewegliches Gefecht einstellen. Das ist logisch.»
«Wir liegen hier schlecht«, erwiderte Bolitho.»Bei diesem Wind mu?ten wir viel weiter westlich liegen, wo wir von Nutzen sein konnten, we nn die Flotte eintrifft.»
«Falls sie eintrifft«, seufzte Herrick.»Aber immerhin haben wir getan, was wir konnten.»
«Ja. «Er dachte an die Bestattungen auf See, wie sie stets am Tag nach einer Seeschlacht stattfanden.»Und man wird sich auch weiterhin auf uns verlassen konnen.»
Es klopfte, und Midshipman Saxby sagte angstlich:»Mr. Glasson la?t respektvoll fragen, Sir, ob Sie an Deck kommen konnen.»
Bolitho blinzelte Herrick zu. Zwei Leutnants fehlten; auf ihre Posten waren zwei andere nachgeruckt. So gab es also zwei Fehlstellen, und diese hatten die beiden dienstaltesten Midshipmen bekommen. Glasson, scharfgesichtiger und anscheinend sauerlicher denn je, holte dabei heraus, was er konnte. Er ging kaum eine Wache, ohne da? er Herrick oder Veitch rufen lie?, weil er sich uber irgendeine dienstliche Nachlassigkeit eines Matrosen bis zur Wei?glut aufregte.
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