Galeeren in der Ostsee: Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen - Kent Alexander - Страница 31
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Bolitho richtete sein Glas auf die franzosische Linie. Die funf Schiffe, alles Vierundsiebziger, arbeiteten mit ihren Segeln, geiten auf, refften ein oder wieder aus, je nachdem, was die Kommandanten unternehmen mu?ten, um ihren Platz in der Linie zu halten und gleichzeitig bereit zu sein, den Feind zu empfangen.
Er sagte:»Andern Sie Kurs zwei Strich nach Steuerbord, Kapitan Herrick. Das Geschwader soll folgen.»
Manner eilten an die Schoten und Brassen, und das Steuerrad wurde eilig gedreht, als hatten der Ruderganger und seine Gehilfen nur auf den Befehl gelauert.
Grubb meldete:»Kurs liegt an, Sir. Ost zu Nord.»
Die britische Linie hatte sich durch ihre Schwenkung leicht von dem anderen Geschwader entfernt, so da? es einen Augenblick schien, als fielen die Franzosen zuruck. Die Rahen quietschten unter dem Zug der Brassen, und der Wimpel an der Mastspitze zeigte nun fast direkt nach vorn.
Bolitho konnte es fuhlen, wie das Schiff reagierte und mit dem Wind >unter seinen Rockscho?en< eifrig vorwartsdrangte.
«Die Franzosen haben weitere Segel gesetzt, Sir. «Herrick sah ihn fragend an.»Soll ich die Gro?segel wieder setzen?»
«Nein. «Bolitho ging drei Schritte zum nachsten Geschutz und wieder zuruck.»Sie sollen glauben, wir wollten lieber ihren Vormarsch storen als auf Schu?entfernung herankommen.»
Er bemerkte, wie sich die Richtung der franzosischen Bramrahen veranderte, als die Schiffe weitere Segel setzten und ihre Geschwindigkeit entsprechend vergro?erten. Sie standen jetzt weniger als eine Meile auseinander.
«Halten Sie sich bereit, Mr. Browne.»
Er versetzte sich in die Lage der Kommandanten, die im Kielwasser der Benbow folgten. Er hatte ihnen seine Taktik genau erklart, als er sie das erste Mal zur Geschwaderbesprechung versammelt hatte: ein Minimum an Signalen, ein Maximum an Initiative. Jetzt sah er sie vor sich: Keverne, Keen, den guten alten Inch. In Erwartung der einzelnen Flagge, die bereits angesteckt war. Die Franzosen konnten ihre Signale lesen, warum sollten sie also ihr Wissen mit ihnen teilen?
«Ich denke, wir sollten das Feuer eroffnen, Kapitan Herrick.»
Bolitho sah, da? seine Worte das Batteriedeck entlang mit Gesten und von Mund zu Mund blitzschnell nach vorn weitergegeben wurden.»Keine Breitseite. Sagen Sie Ihren Geschutzfuhrern, da? sie im Hochkommen des Schiffes und nur dann schie?en sollen, wenn sie das Ziel voll im Visier haben.»
Herrick nickte.»Aye, Sir. Das wird die Frosche {Spitzname fur Franzosen, nach der franzosischen Vorliebe fur Froschschenkel} springen lassen.
Und sie werden keinen Wert darauflegen, in diesem Stadium von einem Zufallstreffer entmastet zu werden. Sie haben die Wahl, nach beiden Seiten auszuweichen.»
Es war schwer zu sagen, welches Geschutz als erstes scho? und mit welchem Erfolg. Auf der feuernden Seite rollten die Kanonen mit gro?em Krach binnenbords, bis die Brocktaue sie zum Stehen brachten und die Bedienungen hinzuspringen konnten, um die noch rauchenden Rohre auszuwischen und neu zu laden. Geschutzfuhrer spahten gebuckt durch die Pforten und sahen die Segel des fuhrenden franzosischen Schiffes wie in einem Wirbelwind schlagen.
Ein Midshipman brachte den Befehl nach unten, und Sekunden spater horte man von dort eine schrille Pfeife.
Die Zweiunddrei?igpfunder im unteren Batteriedeck lie?en beim Rucklauf die Holzplanken erzittern, wahrend der Pulverqualm aus ihren Mundungen nach vorn trieb und sich beiderseits des Vorstevens wie eine Nebelbank ausbreitete.»Bei Gott, wir haben getroffen!»
Eine andere Stimme schrie:»Das waren wir, Jungs! Los, rennt wieder aus, damit sie noch eine Prise zu schmecken bekommen!»
Auch die ubrigen Schiffe der englischen Linie feuerten nun. Die Kugeln strichen flach uber die Wellen, einige fielen kurz vorm Ziel ins Wasser, andere trafen Segel oder Bordwande in einem Gemisch von Gischt und Rauch.
«Die Franzosen haben wieder Kurs geandert, Sir!«Herrick konnte seine Aufregung kaum noch verbergen.»Sie kommen auf uns zu.»
Er zuckte zusammen, als das zweite Schiff in einer Rauchwand verschwand, aus der orangerote Zungen hervorloderten, denen ein Donnergetose folgte.
Wasser flutete uber das Vorschiff, und unter seinen Fu?en spurte Bolitho, wie sich der massive Schiffsleib unter dem Einschlag der feindlichen Kugeln schuttelte. Funf, moglicherweise sechs Treffer, aber kein Stag, kein Want war durchschlagen.
«Wisch aus, Mann!«Ein Geschutzfuhrer mu?te einem seiner Leute einen Schubs geben, damit er seine Schrecksekunde uberwand.»Nun laden, du Rindvieh!»
Die ganze schon gemalte Bordwand der Benbow entlang brullten die
Kanonen und rollten nach jedem Abschu? in ihren Lafetten zuruck. Einzeln, paarweise oder in ganzen Gruppen schossen die Geschutzfuhrer, unbehindert durch den Zwang zur geschlossenen Salve.
Jubelrufe von vorn, als die Gro?bramstenge des franzosischen Spitzenschiffes im Rauch versank. Schwarze Punkte trieben hinter den Schiffen: Trummerstucke, verbrannte Hangematten aus den Finknetzen oder vielleicht auch Leichen, die kurzerhand uber Bord geworfen wurden, damit die Kanonen weiterfeuern konnten.
«Weiter, Jungs. Gebt's ihnen!«Herrick schrie es durch die hohlen Hande. Was fur ein anderer Mann war das jetzt als der beherrschte Hochzeiter vor dem Altar in Kent!
Die ganze franzosische Linie feuerte nun, und jedes britische Schiff kassierte Treffer oder war derart von Wassersaulen uberflutet, da? es wenigstens so aussah.
Eine Kugel fegte durch ihr Gro?marssegel, und auch im Vormarssegel erschienen Locher. Ein paar durchgeschlagene Leinen schwangen wie abgestorbene Schlingpflanzen uber den Kanonen, wahrend Swale, der Bootsmann, seine Stimme dem Getose anpa?te und seine Manner nach oben schickte, um zu knoten und zu splei?en, bevor irgendwelche wichtigen Teile davongeweht wurden.
Bolitho wich einen Schritt zuruck, als Metall klirrend an einem Geschutz der Steuerbordseite zerbarst und die Splitter rund um ihn einschlugen. Ein Matrose fiel der Lange nach hin, und Bolitho sah, da? die Halswirbel unter seinem Zopf blo?gelegt waren. Daneben war ein Unteroffizier auf die Knie gesunken und versuchte, den Mund zu einem tonlosen Schrei aufgerissen, mit blo?en Handen seine Eingeweide festzuhalten.
«Ruhig, Jungs! Ziel auffassen! Feuern!»
Die Neunpfunder auf dem Achterdeck schossen gemeinsam. Ihr scharfer Knall lie? einige Leute schmerzlich zusammenzucken.»Dasselbe noch einmal!»
Bolitho mu?te heftig schlucken, als weitere feindliche Geschosse das Schiff trafen. Eines davon sah er in eine offene Stuckpforte des unteren Batteriedecks einschlagen, und er konnte sich die schreckliche Szene dort unten vorstellen, wie die schwere Kugel durch die von Pulverqualm und Abschussen schon fast blinden und tauben Manner pflugte.
«Feuern!»
Trotz ihrer fehlenden Bramstenge uberlappte das franzosische Spitzenschiff nun die Benbow. Es feuerte wutend, doch undiszipliniert, aber einige ihrer Kugeln trafen. Bolitho schaute das obere Batteriedeck entlang, wo die Manner in standiger Bewegung waren, beiseite sprangen, wenn ihr Geschutz beim Abschu? achzend zuruckrollte, neu luden und es anschlie?end wieder in Schu?position brachten.
Einige lagen verwundet in den Ecken und warteten auf Hilfe. Andere wurden sich nie mehr bewegen. Pascoe stand hinter seinen Mannern, schrie etwas und schwenkte dann seinen Hut. Einer seiner Geschutzfuhrer drehte sich um, lachte ihm zu und fiel im selben Augenblick tot um. Auf der anderen Seite donnerte die Kugel in die Bordwand und totete einen weiteren Seemann, obwohl er sich geduckt hatte.
«Feuer!»
Bolitho rausperte sich.»Es ist soweit, glaube ich. «Er blickte mit vom Rauch geroteten Augen zum lose herabhangenden Wimpel empor.»Fertig, Mr. Browne!»
Er horte Herrick rufen:»Klar zum Anluven, Mr. Grubb! Mr. Spe-ke!«Er mu?te sich Wolfes Sprachrohr holen, um sich in dem allgemeinen Larm verstandlich zu machen.»Wir werden gleich mit beiden Batterien schie?en. Klar zum Offnen der Steuerbord-Pfortendeckel!«Er wartete, bis sichergestellt war, da? seine Befehle auch ins untere Batteriedeck weitergegeben wurden, drehte sich dann zu Bolitho um und sagte:»Unsere Leute halten sich gro?artig, Sir!»
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