Galeeren in der Ostsee: Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen - Kent Alexander - Страница 33
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Er sagte:»Signal an alle: > Auf geeignete Positionen zur gegenseitigen Unterstutzung gehen. Einen Gegner nach dem anderen angrei-fen
Flaggen schleiften uber das Deck, als eine Kanonenkugel durch die Gruppe der eifrig tatigen Signalgasten fegte, doch trotz des Schrek-kens und der Schmerzensschreie stiegen die Signale ohne Verzogerung hoch bis unter die Rah. Bolitho war zwar sicher, da? sie kaum notig waren. Seine Kommandanten wu?ten von selber, was in dieser Lage zu tun war, und wurden ihr Bestes geben. Doch wenn die Flaggen uber dem alles umhullenden Pulverqualm auswehten, war das ein Zeichen, da? sie immer noch ein Verband waren, mit einem Kopf, der sie fuhrte.
Bolitho sah traurig auf einen schluchzenden Matrosen, der an ihm vorbeihumpelte.
Herrick meldete: «Indomitable ist in Schwierigkeiten, Sir. Ihr Be-sanmast ging gerade uber Bord.»
Grubb sagte:»Aye, aber die alte Nicator setzt mehr Segel, um ihr zu helfen.»
«Alle haben >verstanden< gezeigt, Sir. «Browne schaute auf die Blutflecken an seiner Hose, die er erst jetzt bemerkte.»Zum Teufel auch!»
Bolitho sah gebannt auf Ropars' Flaggschiff. Es war jetzt weniger als eine halbe Kabellange entfernt, nahm Segel weg, und auf seiner Laufbrucke sammelten sich Bewaffnete, wahrend die Steuerbordgeschutze mit verminderter Geschwindigkeit weiterfeuerten.
Herrick schrie:»Sie wollen uns entern, Sir!»
Bolitho blickte zu den schlaff hangenden Segeln der Benbow empor. Ropars' Kommandant war ein gewiefter Seemann. Er nahm ihnen den Wind aus den Segeln und damit jede Manovrierfahigkeit, bevor er zum endgultigen Knockout ausholte.
Wolfe brullte:»Klar zur Abwehr von Enterkommandos!»
Uber ihnen der scharfe Abschu?knall einer Drehbasse, und dann ein Hagel von Kartatschenkugeln, der eine blutige Schneise durch die dicht gedrangt stehenden franzosischen Seeleute und Soldaten schlug.
Die gespannten Gesichter der sich duckenden Geschutzbedienungen leuchteten plotzlich grellrot auf, und Sekunden spater schuttelte eine gewaltige Explosion die ineinander verbissenen Schiffe wie Spielzeugboote im Sturm.
Rauchende Trummerstucke fielen zischend rundherum vom Himmel. Bolitho wu?te sofort, da? es die Loire war, auf der wahrend des Gefechts unbemerkt Feuer ausgebrochen war. Jetzt war ihr Pulvermagazin explodiert.
Manner rannten mit Wassereimern achteraus, um — vom Bootsmann angetrieben — die auf ihr Schiff herabfallenden Funken und brennenden Holzteile zu loschen.
«VonIndomitable, Sir: >Bitte um Unterstutzung
Bolitho blickte seinen Flaggleutnant an, sah aber nur Kapitan Ke-verne — den Kommandanten der Indomitable — vor sich. Er schuttelte den Kopf.»Geht nicht. Wir mussen zusammenbleiben.»
Browne beobachtete ihn neugierig und nickte dann seinem Signalgasten zu.
«Zeigen Sie >Verstanden
Die Indomitable wurde von den beiden Schiffen angegriffen, die am Ende des gegnerischen Geschwaders gestanden hatten. Behindert durch einen gebrochenen Mast und die uber Bord hangende Takelage, fiel sie langsam zuruck, wahrend Nicator und Odin ihrem Flaggschiff hinterherjagten, mehr Segel s etzten und aus allen Rohren schossen.
Auch Ropars' Flaggschiff setzte eine Menge Signale, und Bolitho nahm an, da? die meisten davon fur die beiden Fregatten und den Transporter bestimmt waren. Er wollte sicher alles tun, um zu verhindern, da? der Transporter schwer beschadigt wurde oder seine Ladung — seien es Truppen oder was auch immer — in die Hande des Feindes fiel.
Bolitho brullte heiser:»Haltet durch, Jungs! Gleich geht's ums Ganze!«Er packte Herricks Arm.»Feuern Sie unsere Leute an, Thomas! Schicken Sie welche auf die Laufbrucke, als ob Sie den Feind entern wollten!»
Herrick starrte ihn an.»Ich werd's versuchen, Sir.»
Bolitho ri? seinen goldverbramten Hut herunter und schwenkte ihn uber dem Kopf.»Ein Hurra, Leute!«Mit langen Schritten lief er die Backbordlaufbrucke entlang, uber die gluhendhei?en Kanonen hinweg, vorbei an den zerfetzten Hangematten und Schutznetzen.»Hurra, Jungs! Zeigt ihnen, was wir noch draufhaben!»
Auch der Dummste an Bord der Benbow hatte wohl erkannt, da? sie vom franzosischen Admiral ausgetrickst und ausmanovriert worden waren. Wenn sie jetzt den Kopf verloren, waren sie erledigt. Die Ben-bow wurde in die Hande des Feindes fallen und eines Tages in einer franzosischen Schlachtlinie segeln.
Der Gedanke war zu schrecklich, um ihn auszuspinnen. Bolitho achtete weder auf Herricks Entsetzen noch auf Alldays besorgte Miene, mit der er ihm auf die ungeschutzte Laufbrucke folgte.
Aber die Manner der Benbow reagierten. Obwohl weitere Treffer in die Bordwand einschlugen oder Teile der Takelage wie mit einer unsichtbaren Sichel abmahten, traten sie von ihren Kanonen zuruck, riefen Hurra, umarmten einander und kletterten zu Bolitho auf die Laufbrucke hinauf.
Die verminderten Geschutzbedienungen aber beeilten sich, neu zu laden, angetrieben durch Spekes ungebrochene Energie, der laut kommandierte:»Volle Breitseite! Fertig!»
Bolitho griff in die Netze und starrte auf das Wasser, das neben ihm hochspritzte. Es mu?te bald zu Ende sein.
Das starre Lacheln auf seinen Zugen tat ihm beinahe weh; nur undeutlich und verzerrt horte er die Stimmen der Matrosen um sich herum, die dem Feind Fluche und Beschimpfungen entgegenschrien: wie bedrangte Bluthunde, die nur noch toten wollten, und koste es ihr eigenes Leben.
«Breitseite: Feuer!»
Der Rucksto? der gemeinsam feuernden Batterie warf Bolitho beinahe um, und als er sich umschaute, meinte er auf einem einsamen Steg zu stehen, denn der Pulverqualm, der vom Batteriedeck und an der Bordwand aus allen Stuckpforten hochgestiegen war, hatte das Schiff vollig eingehullt.
Irgendwo schmetterte plotzlich eine Trompete mit dringlichem Ton, und Bolitho mochte seinen Augen kaum trauen, als er bemerkte, da? Ropars' Schiff abdrehte. Seine Besanstange war verschwunden, und aus ihren Geschutzpforten und sonstigen Lochern in der Bordwand drang Rauch. Er sah auch Flammen und Leute, die mit Wassereimern herbeieilten, um das Feuer, ihren schlimmsten Feind, zu bekampfen.
Allday schrie begeistert:»Die Frosche kneifen, Sir! Wir haben's ihnen gegeben!»
Manner jubelten trotz der Kugeln, die noch uber ihre Kopfe hinwegpfiffen.
Bolitho registrierte das alles im Unterbewu?tsein, aber die Wirklichkeit war starker. Bald wurde es zu dunkel sein, um den Feind zu verfolgen, wenn seine hart mitgenommenen Schiffe dazu uberhaupt noch imstande waren. Ropars wurde ebenfalls nicht in der Lage sein, sich erneut zu einem geordneten Kampf zu stellen. Ihm war bestimmt am meisten daran gelegen, so vollzahlig wie moglich davonzukommen.
Pascoe kam eilig die Laufbrucke entlang. In seinem Gesicht standen noch die Spuren der Uberanstrengung, irgendwie wirkte es wehrlos.
Bolitho wandte sich zu ihm um — und zuckte im selben Augenblick schmerzhaft zusammen. Irgend etwas war hart gegen seinen Oberschenkel geschlagen. Einen Augenblick glaubte er, jemand hatte ihn getreten oder ihn in der Begeisterung uber ihren Sieg mit einer Muskete oder einem Spie? gesto?en. Als er dann aber den gro?en Blutfleck erblickte, der sich schnell uber das ganze Bein ausbreitete, uberfiel ihn gleichzeitig ein wilder Schmerz, als habe ihn gluhend hei?es Eisen gebrannt.
Bolitho konnte nicht mehr klar denken. Er horte sich selber aufschreien, als sein Gesicht die Decksplanken beruhrte, und ihm war, als fiele er in grenzenlose Tiefen, obwohl sein Korper bewegungslos auf der Laufbrucke lag.
Dann meinte er, Herrick von weither schreien zu horen, und auch Allday, der seinen Namen rief. Pascoe war bei ihm, schaute auf ihn herab und strich ihm die Haare aus dem Gesicht, bevor ihn vollige Dunkelheit umfing und ihm zeitweises Vergessen bescherte.
Bolitho drehte den Kopf nach rechts und links, doch das einzige, was er wahrnahm, waren schreckliche Schreie, von denen er einen Augenblick glaubte, sie kamen aus seiner eigenen Kehle. Alles war dunkel, bis auf einige schwankende Lichtpunkte und verwischte Farben.
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