Die Seemannsbraut: Sir Richard und die Ehre der Bolithos - Kent Alexander - Страница 64
- Предыдущая
- 64/72
- Следующая
Die besten Schutzen der Seesoldaten, die Major Adams finden konnte, standen schon oben in den Gefechtsmarsen mit einigen Kanonieren, welche die Drehbassen bedienten. Die Masse der Seesoldaten war achtern angetreten. Noch kauerten sie nicht hinter den Hangemattsnetzen, um den Feind aufs Korn zu nehmen, sondern warteten in sanft schwankenden Reihen. Sergeant Embree und seine Korporale sprachen leise miteinander, ohne die Lippen zu bewegen. Penhaligon und seine Gehilfen hielten sich mit zwei Ersatzleuten beim Ruderrad auf.
Abgesehen vom Rauschen der See und dem gelegentlichen Klatschen des gro?en Besansegels uber dem Poopdeck war alles still, nachdem der Spielzug aufgehort hatte. Das feindliche Flaggschiff war jetzt viel nahergekommen. Man bemerkte bereits die Sonnenreflexe auf Degen und Bajonetten. Manner schwarmten in die Wanten des Vormastes, andere stiegen auf die Kanonen und schauten dem sich nahernden Geschwader entgegen.
Der spanische Admiral mochte damit rechnen, da? sein Gegner in Schlachtlinie Schiff gegen Schiff kampfen wollte. Aber damit hatten seine neunzig Geschutze gegen die alte Hyperion gestanden. Bolitho lachelte grimmig. Den Gefallen wurde er ihm nicht tun.
Es ware sogar unklug, in der ersten Phase das uberladene Heck der San Mateo zu kreuzen. Wenn Hyperion beim Durchbrechen der gegnerischen Linie manovrierunfahig geschossen wurde, mu?te das die nachfolgenden Schiffe durcheinanderbringen, und Herrick war dann sich selbst uberlassen, um sich mit lediglich drei Schiffen auf eigene Faust zu schlagen.
Bolitho befahl:»Signal an Tybalt: Sie soll sich hinter Olympus setzen, das gibt der Herrick-Linie mehr Gewicht. «Die Flaggen flitzten hoch, aber er behielt weiter das gro?e spanische Flaggschiff im Auge.
Keen konnte offenbar seine Gedanken lesen.»Darf ich vorschlagen, da? wir die spanische Schlachtlinie hinter dem dritten oder vierten Schiff durchsto?en?»
Bolitho lachelte.»Je weiter weg von der Schonen, umso besser, jedenfalls bis wir deren Ubergewicht etwas ausgeglichen haben.»
Jenour bei den Signalgasten horte Bolithos gelassene Antwort. War seine Ruhe nur ein Bluff, oder glaubte er wirklich, er konne gegen so viele gewinnen? Jenour dachte an seine Eltern und wie er das alles in seinem nachsten Brief an sie schildern wurde. Doch es uberstieg seine Vorstellungskraft. Vielleicht wurde es uberhaupt keinen Brief mehr geben? Schreckliche Angst uberfiel ihn, er hob den Blick zu den Wolken uber Bolithos Flagge und begriff: Er ging dem Tod entgegen.
Fahnrich Springett, der jungste an Bord, trat blinzelnd ins Helle. Seine Gefechtsstation war im halbdunklen unteren Batteriedeck, von wo er Meldungen zum Achterdeck zu bringen hatte. Bolitho sah, wie er sich umschaute, und achtete auf seinen Gesichtsausdruck, als er den Feind erblickte, wahrscheinlich zum erstenmal in seinem Leben. In diesem Augenblick verloren seine Uniform und der blinkende Dolch an seinem Gurtel vollig an Bedeutung. Er bi? auf seine Fingerknochel, als ob er einen Schreckensschrei zuruckhalten musse. Plotzlich war er wieder ein
Kind.
Jenour ging zu ihm.»Mr. Springett, Sie konnten mir heute helfen. «Er deutete auf die beiden Signalfahnriche, auf Furnival, den Senior, und Mirrielees mit den roten Haaren und einem Gesicht voller Sommersprossen.»Die alten Manner da sind nicht mehr ganz auf der Hohe. «Die beiden Erwahnten stie?en sich grinsend in die Rippen; es war alles ein gro?er Witz.
Der Junge starrte sie wie hypnotisiert an. Er flusterte:»Danke, Sir«, und ubergab ein Stuck Papier.»Mit Mr. Mansforths Respekt, Sir. «Er drehte sich wieder um und trottete davon, ohne auch nur einen Blick auf die imposanten Segelpyramiden rundum zu werfen.
Keen sagte leise:»Der Flaggleutnant hat den Jungen davor bewahrt, in Tranen auszubrechen.»
Bolitho sah auf der San Mateo weitere Flaggensignale auswehen und dachte, da? Jenour selbst vermutlich auch nicht weit davon entfernt gewesen war.
Ubers Wasser drang das dumpfe Rumpeln schwerer Geschutzlafetten. Den wartenden Seeleuten entrang sich so etwas wie ein Aufseufzen, als dunkle Schatten uber das hohe Freibord der San Mateo liefen. Alle Kanonen ihrer Backbordseite waren nun ausgefahren. Es war, als schauten sie einem Drachen ins offene Maul.
Das Geschmetter einer Trompete ertonte. Bolitho stellte sich die feindlichen Kanoniere vor, wie sie uber ihre Rohre das Ziel auffa?ten, wahrend die nachsten Ladungen Pulver und Kugeln schon bereitlagen.»Hei?t Benbows Nummer! Ich wage nicht noch viel langer zu warten, Val.»
Wahrend man die Flaggleinen bestuckte, achtete Bolitho auf die beiden konvergierenden Reihen, deren Kurse in einer Pfeilspitze zusammenliefen.
Ein dumpfer Knall — und von der Bordwand der San Mateo loste sich ein Rauchwolkchen. Die Kugel schlug aufs Wasser, prallte ab und flog weiter, eine zerfetzte Gischtfeder aufwerfend. Ein die Reichweite testender Schu?? Oder wollte man lediglich die spanischen Seeleute aufmuntern, wahrend sie — wie die der Hyperion — in qualender Spannung warteten?
«Benbow hat verstanden, Sir!»
So wenig Signale wie moglich. Bolitho hatte dies im Prinzip immer fur gute Taktik gehalten. Einem Gegner fiel es nicht schwer, aus den Signalen des anderen den nachsten Schritt zu erahnen. Zudem war es moglich, da? die Prise Intrepido den Spaniern mit einem noch gultigen Signalbuch in die Hande gefallen war. Als der arme Kapitan Price sein Schiff auf Grund gesetzt hatte, konnte er sich diese Situation kaum ausgemalt haben.
Bolitho wandte sich an Keen und seinen Ersten.»Wir gehen nacheinander uber Stag. Hyperion und Benbow fuhren die beiden Reihen an. «Sie nickten. Parris sah ihm auf den Mund, als wolle er einen tieferen Sinn herauslesen.»Damit kommen wir so hoch an den Wind, wie sie es eben noch vertragt. Das wird unsere Fahrt verringern.»
Wieder hatten sie verstanden. Es konnte namlich bedeuten, da? der Feind mehr Zeit fand, seine Kanonen auf sie zu richten. Bolitho ging zur Steuerbordseite und stellte sich auf die Lafette eines Neunpfunders. Mit einer Hand stutzte er sich auf die blo?e Schulter des einen Kanoniers.
Er konnte die Masten der Benbow hinter den anderen erkennen.
Herricks Flagge flatterte vom Besan. Benbow hatte noch den Bestatigungswimpel stehen, ebenso wie Hyperion ihre Nummer vorgehei?t lie?: wie eine Trompete, die lautlos zur Attacke blies. Eine Attacke, die nun nicht mehr aufzuhalten war. Bolitho fuhlte, wie sich die Schulter des Mannes spannte, als er zu ihm hochsah. Er blickte in sein Gesicht; um die achtzehn herum. Ein Gesicht, wie man es auf den Farmen und Landstra?en von Cornwall fand. Nur nicht in Kriegszeiten.»Naylor, hab' ich recht?»
Der Kanonier grinste, wahrend seine Kameraden einander zuzwinkerten.»Aye, aye, Sir Richard.»
Bolitho dachte an den entsetzten kleinen Fahnrich und an Jenour, der es mehr als das Gefecht furchtete, seine Angst zu zeigen.
«Nun, Naylor, dort ist der Feind. Was sagst du dazu?»
Naylor musterte den nachststehenden Spanier mit seinen imposanten Flaggen und Wimpeln, von denen einige beim Auswehen fast das Wasser beruhrten.»Ich denke doch, da? wir mit denen fertig werden, Sir Richard. «Er nickte nachdrucklich.»Wir mussen den Weg fur die anderen freimachen.»
Seine Kameraden brachen in Hochrufe aus, und Bolitho kletterte von der Lafette. Er furchtete, da? sein Auge eben diesen Moment wahlen konnte, ihn im Stich zu lassen.
Naylor war nur ein einfacher Seemann, der, wenn er diesen Tag uberlebte, wahrscheinlich in einer anderen Schlacht sterben wurde, bevor er ein Jahr alter war. Plotzlich fielen ihm das gro?e Haus in London und Belindas bei?ende Worte ein. Wie borniert sie doch war…
«Das werden wir auch. «Er nickte Naylor zu und ging davon.»Kapitan Keen!«Wieder schien die Zeit fur beide stillzustehen. Dann sagte Bolitho sachlich:»Kursanderung drei Strich nach Steuerbord. Steuert Nord zu West!»
- Предыдущая
- 64/72
- Следующая