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G?tz von Berlichingen - фон Гёте Иоганн Вольфганг - Страница 9


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Selbitz . Wollte Gott, er verdient' es und tate das Beste!

Gotz . Mir fallt eine List ein. Wir wollen Georgen des Bamberger Reiters erbeuteten Kittel anziehen und ihm das Geleitzeichen geben; er mag nach Bamberg reiten und sehen, wie's steht.

Georg . Da hab ich lange drauf gehofft.

Gotz . Es ist dein erster Ritt. Sei vorsichtig, Knabe! Mir ware leid, wenn dir ein Unfall begegnen sollt.

Georg . La?t nur, mich irrt's nicht, wenn noch so viel um mich herumkrabbeln, mir ist's, als wenn's Ratten und Mause waren. (Ab.)

Bamberg

Bischof . Du willst dich nicht langer halten lassen!

Weislingen . Ihr werdet nicht verlangen, da? ich meinen Eid brechen soll.

Bischof . Ich hatte verlangen konnen, du solltest ihn nicht schworen. Was fur ein Geist regierte dich? Konnt ich dich ohne das nicht befreien? Gelt ich so wenig am Kaiserlichen Hofe?

Weislingen . Es ist geschehen; verzeiht mir, wenn Ihr konnt.

Bischof . Ich begreif nicht, was nur im geringsten dich notigte, den Schritt zu tun! Mir zu entsagen? Waren denn nicht hundert andere Bedingungen, loszukommen? Haben wir nicht seinen Buben? Hatt ich nicht Gelds genug gegeben und ihn wieder beruhigt? Unsere Anschlage auf ihn und seine Gesellen waren fortgegangen — Ach ich denke nicht, da? ich mit seinem Freunde rede, der nun wider mich arbeitet und die Minen leicht entkraften kann, die er selbst gegraben hat.

Weislingen . Gnadiger Herr!

Bischof . Und doch — wenn ich wieder dein Angesicht sehe, deine Stimme hore. Es ist nicht moglich, nicht moglich.

Weislingen . Lebt wohl, gnadiger Herr.

Bischof . Ich gebe dir meinen Segen. Sonst, wenn du gingst, sagt ich:»Auf Wiedersehn!«Jetzt — Wollte Gott, wir sahen einander nie wieder!

Weislingen . Es kann sich vieles andern.

Bischof . Vielleicht seh ich dich noch einmal, als Feind vor meinen Mauern, die Felder verheeren, die ihren bluhenden Zustand dir jetzo danken.

Weislingen . Nein, gnadiger Herr.

Bischof . Du kannst nicht nein sagen. Die weltlichen Stande, meine Nachbarn, haben alle einen Zahn auf mich. Solang ich dich hatte — Geht, Weislingen! Ich habe Euch nichts mehr zu sagen. Ihr habt vieles zunichte gemacht. Geht!

Weislingen . Und ich wei? nicht, was ich sagen soll.

(Bischof ab. — Franz tritt auf.)

Franz . Adelheid erwartet Euch. Sie ist nicht wohl. Und doch will sie Euch ohne Abschied nicht lassen.

Weislingen . Komm.

Franz . Gehn wir denn gewi??

Weislingen . Noch diesen Abend. —

Franz . Mir ist, als wenn ich aus der Welt sollte.

Weislingen . Mir auch, und noch darzu, als wu?t ich nicht wohin.

Adelheidens Zimmer

Adelheid. Fraulein.

Fraulein . Ihr seht bla?, gnadige Frau.

Adelheid . — Ich lieb ihn nicht, und wollte doch, da? er bliebe. Siehst du, ich konnte mit ihm leben, ob ich ihn gleich nicht zum Manne haben mochte.

Fraulein . Glaubt Ihr, er geht?

Adelheid . Er ist zum Bischof, um Lebewohl zu sagen.

Fraulein . Er hat darnach noch einen schweren Stand.

Adelheid . Wie meinst du?

Fraulein . Was fragt Ihr, gnadige Frau? Ihr habt sein Herz geangelt, und wenn er sich losrei?en will, verblutet er.

(Adelheid. Weislingen.)

Weislingen . Ihr seid nicht wohl, gnadige Frau?

Adelheid . Das kann Euch einerlei sein. Ihr verla?t uns, verla?t uns auf immer. Was fragt Ihr, ob wir leben oder sterben.

Weislingen . Ihr verkennt mich.

Adelheid . Ich nehme Euch, wie Ihr Euch gebt.

Weislingen . Das Ansehn trugt.

Adelheid . So seid Ihr ein Chamaleon?

Weislingen . Wenn Ihr mein Herz sehen konntet!

Adelheid . Schone Sachen wurden mir vor die Augen kommen.

Weislingen . Gewi?! Ihr wurdet Euer Bild drin finden.

Adelheid . In irgendeinem Winkel bei den Portraten ausgestorbener Familien. Ich bitt Euch, Weislingen, bedenkt, Ihr redet mit mir. Falsche Worte gelten zum hochsten, wenn sie Masken unserer Taten sind. Ein Vermummter, der kenntlich ist, spielt eine armselige Rolle. Ihr leugnet Eure Handlungen nicht und redet das Gegenteil; was soll man von Euch halten?

Weislingen . Was Ihr wollt. Ich bin so geplagt mit dem, was ich bin, da? mir wenig bang ist, fur was man mich nehmen mag.

Adelheid . Ihr kommt, um Abschied zu nehmen.

Weislingen . Erlaubt mir, Eure Hand zu kussen, und ich will sagen. Lebt wohl. Ihr erinnert mich! Ich bedachte nicht — Ich bin beschwerlich, gnadige Frau.

Adelheid . Ihr legt's falsch aus: ich wollte Euch forthelfen; denn Ihr wollt fort.

Weislingen . O sagt: ich mu?. Zoge mich nicht die Ritterpflicht, der heilige Handschlag —

Adelheid . Geht! Geht! Erzahlt das Madchen, die den» Theuerdank «lesen und sich so einen Mann wunschen. Ritterpflicht! Kinderspiel!

Weislingen . Ihr denkt nicht so.

Adelheid . Bei meinem Eid, Ihr verstellt Euch! Was habt Ihr versprochen? Und wem? Einem Mann, der seine Pflicht gegen den Kaiser und das Reich verkennt, in eben dem Augenblick Pflicht zu leisten, da er durch Eure Gefangennehmung in die Strafe der Acht verfallt. Pflicht zu leisten! die nicht gultiger sein kann als ungerechter gezwungener Eid. Entbinden nicht unsere Gesetze von solchen Schwuren? Macht das Kindern weis, die den Rubezahl glauben. Es stecken andere Sachen dahinter. Ein Feind des Reichs zu werden, ein Feind der burgerlichen Ruh und Gluckseligkeit! Ein Feind des Kaisers! Geselle eines Raubers! du, Weislingen, mit deiner sanften Seele!

Weislingen . Wenn Ihr ihn kenntet —

Adelheid . Ich wollt ihm Gerechtigkeit widerfahren lassen. Er hat eine hohe unbandige Seele. Eben darum wehe dir, Weislingen! Geh und bilde dir ein, Geselle von ihm zu sein. Geh! und la? dich beherrschen. Du bist freundlich, gefallig —

Weislingen . Er ist's auch.

Adelheid . Aber du bist nachgebend und er nicht! Unversehens wird er dich wegrei?en, du wirst ein Sklave eines Edelmanns werden, da du Herr von Fursten sein konntest. — Doch es ist Unbarmherzigkeit, dir deinen zukunftigen Stand zu verleiden.

Weislingen . Hattest du gefuhlt, wie liebreich er mir begegnete.

Adelheid . Liebreich! Das rechnest du ihm an? Es war seine Schuldigkeit; und was hattest du verloren, wenn er widerwartig gewesen ware? Mir hatte das willkommner sein sollen. Ein ubermutiger Mensch wie der —

Weislingen . Ihr redet von Euerm Feind.

Adelheid . Ich redete fur Eure Freiheit — Und wei? uberhaupt nicht, was ich vor einen Anteil dran nehme. Lebt wohl.

Weislingen . Erlaubt noch einen Augenblick. (Er nimmt ihre Hand und schweigt.)

Adelheid . Habt Ihr mir noch was zu sagen?

Weislingen . — Ich mu? fort.

Adelheid . So geht.

Weislingen . Gnadige Frau! — Ich kann nicht.

Adelheid . Ihr mu?t.

Weislingen . Soll das Euer letzter Blick sein?

Adelheid . Geht, ich bin krank, sehr zur ungelegnen Zeit.

Weislingen . Seht mich nicht so an.

Adelheid . Willst du unser Feind sein, und wir sollen dir lacheln? Geh!

Weislingen . Adelheid!

Adelheid . Ich hasse Euch!

(Franz kommt.)

Franz . Gnadiger Herr! Der Bischof la?t Euch rufen.

Adelheid . Geht! Geht!

Franz . Er bittet Euch, eilend zu kommen.

Adelheid . Geht! Geht!

Weislingen . Ich nehme nicht Abschied, ich sehe Euch wieder! (Ab.)

Adelheid . Mich wieder? Wir wollen dafur sein. Margarete, wenn er kommt, weis ihn ab. Ich bin krank, habe Kopfweh, ich schlafe — Weis ihn ab. Wenn er noch zu gewinnen ist, so ist's auf diesem Wege. (Ab.)

Vorzimmer

Weislingen. Franz.

Weislingen . Sie will mich nicht sehn?

Franz . Es wird Nacht, soll ich die Pferde satteln?

Weislingen . Sie will mich nicht sehn?

Franz . Wann befehlen Ihro Gnaden die Pferde?

Weislingen . Es ist zu spat! Wir bleiben hier.

Franz . Gott sei Dank! (Ab.)

Weislingen . Du bleibst! Sei auf, deiner Hut, die Versuchung ist gro?. Mein Pferd scheute, wie ich zum Schlo?tor herein wollte, mein guter Geist stellte sich ihm entgegen, er kannte die Gefahren, die mein hier warteten. — Doch ist's nicht recht, die vielen Geschafte, die ich dem Bischof unvollendet liegen lie?, nicht wenigstens so zu ordnen, da? ein Nachfolger da anfangen kann, wo ich's gelassen habe. Das kann ich doch alles tun, unbeschadet Berlichingen und unserer Verbindung. Denn halten sollen sie mich hier nicht. — Ware doch besser gewesen, wenn ich nicht gekommen ware. Aber ich will fort — morgen oder ubermorgen. (Geht ab.)

Im Spessart

Gotz. Selbitz. Georg.

Selbitz . Ihr seht, es ist gegangen, wie ich gesagt habe.

Gotz . Nein! Nein! Nein!

Georg . Glaubt, ich berichte Euch mit der Wahrheit. Ich tat, wie Ihr befahlt, nahm den Kittel des Bambergischen und sein Zeichen, und damit ich doch mein Essen und Trinken verdiente, geleitete ich Reineckische Bauern hinauf nach Bamberg.

Selbitz . In der Verkappung? Das hatte dir ubel geraten konnen.

Georg . So denk ich auch hintendrein. Ein Reitersmann, der das voraus denkt, wird keine weiten Sprunge machen. Ich kam nach Bamberg, und gleich im Wirtshaus horte ich erzahlen: Weislingen und der Bischof seien ausgesohnt, und man redte viel von einer Heirat mit der Witwe des von Walldorf.

Gotz . Gesprache.

Georg . Ich sah ihn, wie er sie zur Tafel fuhrte. Sie ist schon, bei meinem Eid, sie ist schon. Wir buckten uns alle, sie dankte uns allen, er nickte mit dem Kopf, sah sehr vergnugt, sie gingen vorbei, und das Volk murmelte:»Ein schones Paar!»

Gotz . Das kann sein.

Georg . Hort weiter. Da er des andern Tags in die Messe ging, pa?t ich meine Zeit ab. Er war allein mit einem Knaben. Ich stund unten an der Treppe und sagte leise zu ihm:»Ein paar Worte von Euerm Berlichingen. «Er ward besturzt; ich sahe das Gestandnis seines Lasters in seinem Gesicht, er hatte kaum das Herz, mich anzusehen, mich, einen schlechten Reitersjungen.

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