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Bruderkampf: Richard Bolitho, Kapitan in Ketten - Kent Alexander - Страница 33


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Bolitho schien sie nicht zu horen.»Wache, bringen Sie den Gefangenen zu den anderen, und schlie?en Sie alle ein. Meine Empfehlungen an den Bootsmann, und er soll die Leute von der Luggerbesatzung auswahlen, die nach seiner Meinung fur uns vereidigt werden konnen. Ich kann mir vorstellen, da? die Phalarope dem Gefangnis noch immer vorzuziehen ist.»

Der Seesoldat griente.»Aye, aye, Sir. «Er stie? den Spanier mit seinem Gewehr hinaus.

«Es wird zwei Tage dauern, ehe wir der Cassius wieder begegnen«, dachte Bolitho laut.»Dann kann es zu spat sein. Dieser Spanier hat uns viel berichtet, aber die ganze Wahrheit kennt er nicht. Wenn die Franzosen bei dieser kleinen Insel

Truppen und Schiffe zusammengezogen haben, steht zu erwarten, da? sie losschlagen wollen, und zwar bald. Ich halte es fur unsere Pflicht, das zu erkunden und unser Au?erstes zu tun, sie daran zu hindern.»

Vibart schluckte schwer.»Beabsichtigen Sie, die Patrouillenzone zu verlassen, Sir?»

«Haben Sie irgendwelche Einwande, Mr. Vibart?«Bolitho sah ihn ruhig an.

«Ich trage nicht die Verantwortung, Sir. «Vibart wich Bolithos kaltem Blick aus.

Herrick sagte schnell:»Es ist ein gro?es Risiko, wenn ich das bemerken darf, Sir.»

«Wie alles, was sich zu unternehmen lohnt, Mr. Herrick.»

Bolitho richtete sich sehr gerade auf und fugte energisch hinzu:»Meine Empfehlung an Mr. Proby. Er soll wenden und Nordostkurs steuern lassen. Wir werden hart am Wind segeln und bei Einbruch der Nacht die Insel Mola erreichen. Bis dahin gibt es viel zu tun, meine Herren.»

Seine Augen wanderten von einem zum anderen, ehe er fortfuhr:»Schicken Sie ein Prisenkommando an Bord des Luggers. Mr. Okes soll nach den Erkennungssignalen suchen. Wie ich vermute, ist die Insel streng bewacht. Der Lugger ist wichtig fur uns. Wir konnen uns nicht erlauben, ihn auf die Suche nach dem Admiral zu schicken.»

«Der Admiral durfte uber Ihr Vorgehen nicht erfreut sein, Sir«, sagte Vibart widerspenstig.

«Und ich wurde mir ewig Vorwurfe machen, wenn ich mein personliches Ansehen uber meine offensichtliche Pflicht stellen wurde, Mr. Vibart. «Er sah Herrick und Farquhar an.»Eine gute Gelegenheit fur Sie beide. «Sein Blick schweifte durch die Kajute.»Und fur das Schiff auch.»

Als alle die Kajute verlassen hatten, ging er zum Heckfenster. Eine Minute lang plagten ihn nagende Zweifel. Er hatte ungestum gehandelt, ohne die moglichen Folgen grundlich zu uberlegen. Geschick und Fahigkeit entschieden nur die Halfte, fur die andere brauchte man Gluck. Und wenn er sich jetzt geirrt hatte, konnte kein Gluck der ganzen Welt das ausgleichen.

Er bemerkte, da? ihn Ferguson vom Tisch her wie ein hypnotisiertes Kaninchen anstarrte. Den hatte er ganz vergessen. Immerhin, die Geschichte, die er im Logis zum besten geben wurde, konnte der schwindenden Moral des Schiffes nur gut tun. Wenn die Phalarope diesmal Gluck hatte, wurde alles anders aussehen. Und wenn nicht? Er zuckte mit den Schultern. Nur wenige wurden dann mit dem Leben davonkommen, um die Sache zu diskutieren.

Er horte die Achterwache an den Brassen. Das Deck legte sich schrag, als die Fregatte durch den Wind ging. Im Heckfenster tauchte fur einen Augenblick der kleine Lugger auf. Er vollzog das gleiche Manover, um neben der Fregatte zu bleiben. Wahrend Bolitho den Lugger betrachtete, fragte er sich, wieviele Manner bereits den scharfaugigen Ausguck verfluchten, der ihn gesichtet hatte.»Jetzt werden Sie Ihrer Frau etwas erzahlen konnen, Ferguson. Vielleicht wird sie stolz auf Sie sein.»

Bolitho erhob sich von der Achterducht des Kutters. Hande packten zu und zogen ihn ohne gro?e Umstande uber das niedrige Schanzkleid des Luggers. Einige Sekunden stand er schwankend auf dem unvertrauten Deck und versuchte, seine Augen an die Dunkelheit zu gewohnen.

Der Kutter hatte bereits wieder abgelegt. Bis auf den wei?en Schaum, der um seine Riemen quirlte, war er bereits in der Nacht untergetaucht. Bolitho versuchte, die Phalarope auszumachen, aber auch sie war nicht zu erkennen. Kein Lichtpunktchen verriet ihre Anwesenheit. Er rief sich die Karte und die Gestalt der Insel ins Gedachtnis, die irgendwo vor dem stumpfen Bug des Luggers lag. Hauptmann Rennie tauchte aus der Dunkelheit auf.»Ich habe die Seesoldaten unter Deck geschickt, Sir. «Er flusterte, was gar nicht notwendig gewesen ware.»Sergeant Garwood wird darauf achten, da? sie sich bis zum Einsatz still verhalten.»

Bolitho nickte. Hatte er auch nichts dem Zufall uberlassen? Er ging in Gedanken noch einmal alles durch.»Haben Sie sich vergewissert, da? die Gewehre und Pistolen ungeladen sind?»

Rennie nickte.»Jawohl, Sir. «Es klang, als meinte er: >Naturlich, Sir!< Ein vorzeitiger Schu? im falschen Moment, ein Seesoldat, der aus Nervositat abzog, und ihr Leben war noch weniger wert als schon jetzt.

«Gut. «Bolitho tastete sich nach achtern. Dort stand Stockdale breitbeinig neben der rohen Ruderpinne. Den Kopf hatte er nach hinten gelegt, um auf die schlagenden Segel zu achten. Fahnrich Farquhar wachte neben einem formlosen Bundel, in dem Bolitho den unglucklichen spanischen Schiffer erkannte. Er sollte als Unterpfand und Fuhrer dienen.

«Denken Sie, da? wir unbemerkt unter Land kommen, Sir?«fragte Rennie.

Bolitho blickte zu den hohen, glitzernden Sternen auf. Nur die allerschwachste Andeutung einer Mondsichel schwebte silbern uber ihrem Spiegelbild im flachen Wasser. Die Nacht war finster genug, alles zu verbergen. Vielleicht zu finster.

«Wir werden sehen«, sagte er.»Lassen Sie Fahrt aufnehmen, und achten Sie darauf, da? die Kompa?laterne gut abgeblendet ist. «Er kehrte Rennie und dessen Fragen den Rucken und drangte sich an den hockenden Matrosen vorbei, deren Augen ihm folgten. Gelegentlich horte er das Schaben eines Entermessers oder ein dumpfes Klirren vom Bug, wo McIntosh, ein Artilleriemaat, in letzter Minute nochmals seine in aller Eile montierte Drehbasse prufte. Sie war mit Kartatschen geladen, die auf kurze Entfernung todlich wirkten. Der erste Schu? mu? sitzen, uberlegte Bolitho grimmig. Fur einen zweiten ist unter Umstanden keine Zeit.

Er fragte sich, was Vibart denken mochte, der nun die Verantwortung fur die Fregatte trug und Stunden warten mu?te, bis er seinen Part bei der Aktion spielen konnte. Er dachte an das Gesicht, das Herrick gemacht hatte, als er ihm sagte, da? er Leutnant Okes auf den Lugger mitnehmen wurde. Herrick wu?te, da? es keine andere Wahl gab. Okes war dienstalter, und es war nur gerecht, da? er die Chance bekam, sich einen Namen zu machen. Oder vor Herrick zu sterben, dachte Bolitho trocken. Vibarts Rang und Dienstalter geboten es, ihm den zeitweiligen Befehl uber die Fregatte zu ubertragen. Und falls Vibart und er fielen, konnte Herrick noch immer die Sprossen der Rangleiter erklimmen.

Bolitho blickte finster in die Dunkelheit und verfluchte sich wegen seiner morbiden Gedanken. Vielleicht war er durch das Planen und Vorbereiten schon zu erschopft, um noch denken zu konnen. Den ganzen Tag uber, wahrend die Fregatte auf die Insel Mola zusteuerte, hatte lebhafte Geschaftigkeit geherrscht. Manner und Waffen waren auf den Lugger hinubergeschafft worden, dessen Ladung man uber Bord geworfen oder zur Phalarope hinubergepullt hatte. Im Laderaum des Luggers befanden sich jetzt die Seesoldaten. Die Leute hatten zu viel damit zu tun, gegen die Ubelkeit anzukampfen, die ihnen der Gestank von Fischol und verdorbenem Gemuse bereitete, um daran zu denken, was vor ihnen lag. Mathias, Bolithos Schreiber, war gestorben und mit einem kurzen Gebet dem Meer ubergeben worden. Sein Tod und die Beisetzung hatten die hektischen Vorbereitungen nicht unterbrochen, und jetzt konnte man sich kaum noch an sein Gesicht erinnern.

Leutnant Okes stolperte uber das Deck heran. Er ging gebuckt, als erwarte er, gegen unsichtbare Gegenstande zu sto?en. Er erspahte Bolitho und murmelte:»Alle — alle Leute klar, Sir. «Es klang angespannt und nervos.

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